„Einmal hatte ich in dieser Zeit das Erlebnis, tot zu sein.“ Jenseitige Zeitlichkeiten bei Carl Zuckmayer und Thomas Mann.

In Thomas Manns Zauberberg erscheint im Kapitel „Fragwürdigstes“ das Gespenst von Hans Castorps Vetter Joachim Ziemßen in einer Uniform aus dem Ersten Weltkrieg, der zu diesem Zeitpunkt der Romanhandlung noch in der Zukunft liegt. Diese Erscheinung, deren spiritistischer Status im Text ernst genommen wird, wurde in der Forschung lange ignoriert oder als ein Ärgernis wahrgenommen, jedenfalls aber nicht in der Gesamtkomposition des Romans betrachtet, wie Mann das selbst nahegelegt hat. Die Lektüre verdeutlicht einerseits den diskurshistorischen Hintergrund von soldatischen Geistererscheinungen und macht andererseits plausibel, dass das okkulte Material in den Texten von Zuckmayer und Mann zu einer Verdichtung und Verkomplizierung einer Darstellung von Zeit eingesetzt wird.

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