Liebeskonzeptionen im zeitgenössischen Liebesroman. Michel Houellebeqcs „Plattform“

Die Gattung des Liebesromans hat in den letzten Jahren nicht nur eine Renaissance erfahren, sondern auch tief greifende Veränderungen. Die Fülle an Neuerscheinungen lässt auf ein nicht enden wollendes Bedürfnis nach fiktionaler Liebeserfahrung schließen, stößt dabei aber auf ein zunehmend individualisiertes und emanzipiertes Lesepublikum. Eva Illouz und Niklas Luhmann präsentieren die Liebe als Kategorie romantischer Fiktion, die erst mit Hilfe von kopierten Mustern in außeralltäglichen Situationen entsteht. Doch das für Liebesromane gewöhnliche Happy End bleibt in Romanen wie Michel Houellebecqs „Plattform“ aus. Die darin vorgefundene Liebesvorstellung schöpft sich einzig und allein aus der Notwendigkeit eines intakten Sexuallebens. Die Verbindlichkeit und Stabilität der vormodernen Liebe, wie wir sie aus „Pride and Prejudice“ kennen, hat sich somit aufgelöst. Was bleibt, ist die exklusive Verbindung zweier Menschen.