Jahresarchiv | 2014


Gesellschaftskritik im Detail. Der gegenwärtige russische Film auf dem Filmfest München

Der russische Film im diesjährigen Programm des Filmfests München zeichnet sich insbesondere durch seine Gesellschaftskritik aus. Die drei Filme – Leviathan (RUS 2014), Another Year (Yeshche odin god; RUS 2013) und Hard To Be A God (Trudno byt’ bogom; RUS 2013) – vermitteln diese jedoch nicht nur über ihre Geschichten, sondern nutzen zudem filmische Mittel, visuelle Metaphern und Referenzen.

Bergmann_RussischerFilm

Dwarf-Mania. Zu ‘La Distancia’ (2013) von Sergio Caballero

Ein Spanier in der russischen Tundra? Ein österreichischer Künstler als Konsumobjekt und Verbrecherkopf gleichermaßen? Drei Zwerge für seinen großen Coup? Das Objekt der Begierde: Der Abstand. Regisseur Sergio Caballero beutet mit seinem zweiten Spielfilm verfügbare Genrekonventionen – vom Heist-Movie über epische Elemente zur klassischen Revenge-Dramaturgie – sowie narrative Denkgewohnheiten schamlos aus, rüttelt einmal kräftig an deren Gerüst und vermengt die visuellen Restbestände zu einer meisterhaft-surrealen Ménage-Fou.

Gleiss_LaDistancia

Nino Haratischwilis “Das achte Leben (Für Brilka)” – Über die Unausweichlichkeit dieser beispielhaften Leben

Diesen Herbst wird die deutsche Literaturlandschaft endlich um einen großen neuen Roman reicher. Reich nicht nur ob seines Umfangs von fast 1300 Seiten, sondern reich auf Grund seiner 107 Jahre umfassenden erzählten Zeit, die einen anderen Blickwinkel auf das vermeintlich bekannte 20. Jahrhundert liefert. Einen Blickwinkel auf das Jahrhundert der ehemaligen Sowjetunion und auf den Verfall der georgischen Familie Jaschi, auf ihre Schicksale, ihre Lieben, Geburten, Tode und ihre fluchbehafteten Schokoladengeheimnisse.

Schneid_Nino

Mike Cahill: I Origins – Ein Mann zwischen Rationalität und Institution

Wissenschaft oder Religion? Die Frage nach dem Sinn des Lebens oder der Entstehung der Menschheit teilt die Bevölkerung in zwei Lager: Wissenschaftler gegen Gläubige. I Origins von Mike Cahill setzt das Auge, ein einzigartiges Körperteil jedes einzelnen Menschen, als Kreuzung der beiden Richtungen ein. Doch dabei wird schnell klar, ganz so einfach kann man diese beiden Gruppen nicht trennen.

Lenz_Origins

Monstrous Sex: The Verge of a Pornographic Turn? Bending, Breaking, Penetrating the Rules

Filmic horror narratives traditionally evoke a restless pursuit to locate the other, not only in the mutilating predator, but also in its sexually active and thus doomed victim. In the recent history of horror film, however, this ‘sex-equals-death’ condition has been progressively subverted. Drawing on the notion of ‘body genres’ and Monster Theory, the article traces various, increasingly explicit forms of this death spell reversal, from popular teen horror The Cabin in the Woods to the orgiastic art house symphony of Lars von Trier’s Antichrist, to the television-realm of the vampiric True Blood, where combined excesses of sex, blood, and narration spark a sex-positive mode of monstrousness.

Lingen_Monstrous

Die Tektonik des Films. Jonathan Glazers Under the Skin & David Robert Mitchells It Follows

Einerseits bezeichnet Tektonik eine innere Bewegung der Erdteile, eine Verschiebung, die letztlich zu einer Neudefinition des Ganzen führt. Andererseits ist das Wort der Tektonik auch von dem griechischen Wort für Baukunst abgeleitet, womit sich auch das Wort Architektur erklären lässt. In einem Essay mit dem Thema Die Tektonik des Films muss es daher um das Arrangement der Bestandteile des Films und ihrer inneren Bewegung gehen. Glazers und auch Mitchells Film sind hierfür insofern relevant, als sie Bild und Ton differente Positionen beziehen lassen. Während das Bild für den Menschen plädiert, bezieht der Ton Stellung für das Überirdische.

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Do you want to be a Feminist? Frozen (2013)

Hailed as “the best Disney Film since The Lion King,” grossing almost $380 million to date at the USA box office, and winner of two Academy Awards, the studio’s 2013 release Frozen is also one of its most controversial animated features. The heated debate that launched a rather impressive number of blog entries over the past few months centers on the question of the film’s feminist content. ‘Is Frozen the most feminist Disney film to date?’ ‘Is it feminist enough?’ and ‘Is it feminist at all?’ are the conflicting issues raised by the movie’s vehement attackers and defenders. More than a simple media dispute, the theoretical battle around Frozen offers a window onto a whole range of issues that revolve around contemporary feminism, readership, and textual construction.

Brockmann_Frozen