Kunst


Keine Angst vor dem Weichwerden – Amedeo Polazzos Tonplastiken 2014-2015

Amedeo Polazzo ist jung und macht eine kitschige Kunst. Amedeo Polazzo ist Künstler und macht einen kitschig jung: seine Werke holen das weh- und übermütige, das idiotisch kindische Genießen zurück. Die nachstehenden Zeilen wollen weder Rezension noch eingehende Studie seiner Plastiken sein, sondern begeben sich bloß auf die geistige Spur derselben. Was folgt ist also nur eine buchstäbliche Fußnote zu jenem reflexiven Abdruck, den sie im Hirn des Gegenübers zu hinterlassen im Stande sind.

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Fancy embodied: William Blake’s Pity and Shakespeare’s Macbeth

In Blake’s illustration Pity, it is the presence of the female figure that has remained a challenge in criticism. Not appearing in Macbeth’s simile on pity, that figure creates difficulties for commentators who first and foremost draw on Shakespeare’s text in their interpretations. This paper approaches the problem by exploring the influence of Blake’s own visual and verbal imagination on the illustration of Macbeth’s lines. This influence becomes evident when we trace the development of the pity concept in Blake’s poetry and examine other prints from the 1795 series, which exhibit hitherto unnoticed visual correspondences to Pity. Finally, by drawing on Luther’s The Bondage of the Will, the paper moves beyond both the Blakean and the Shakespearean perspectives and suggests new dimensions in the interpretation of the painting.

Duchamp, Kosuth, Neo Rauch – Wie die Welt dem Künstler abhanden kam (und ob er sie wiederfand)

Von Duchamp geht eine der prägenden Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts aus: Konzept-Kunst. Sie will die Materialität des Kunstwerks transzendieren. Auf die Idee kommt es an. Bei Duchamp sind es Ideen von Welt. Bei Kosuth Ideen von Kunst: Kunst wird „tautologisch“, die Welt kommt ihr abhanden. Es entsteht eine Leere. In den 90er Jahren wird sie gefüllt – durch die figürliche Malerei der Neuen Leipziger Schule.

Visionen des Posthum(an)en. Körperbilder in der Vorstellung vom Nachmenschlichen

Die technologisch-medizinischen Entwicklungen sind heute soweit fortgeschritten, dass die Wahrnehmungen aus natürlichen und künstlichen Sinnesorganen ununterscheidbar für den menschlichen Organismus und nicht zuletzt für sein Bewusstsein und seine Identität werden. Cyborg, Cyberpunk und digitaler Körper scheinen in ihrem biologischen Reduktionismus eine Lösung aus dem existentiellen Dilemma der menschlichen Bedingtheit zu bieten, die nach dem Untergang der totalitären und liberalen Ideologien eine neue Vision der menschlichen Ordnung – jenseits der körperlichen Begrenzung – verheißen. Dabei gehen die Befriedigung phantasmatischer Entkörperlichungsbegierden und die Entfaltungsoptionen neuer Subjektivität Hand in Hand.

Nomadenkleider für Nomandendenker. Christa de Carouge’s Kleider-Machen

Nomaden-Denken wird (in Gilles Deleuze’s Nietzsche-Lesebuch) über die Frage eingeführt, wer denn die jungen Nomaden wären? Wer die jungen Nietzsche Leser sind? Und was sie mit diesem nomadologisch-anders-zu-lesenden Nietzsche anfangen mögen? Folgt man der deleuzianischen Nomaden-Denker-Logik, dann besteht die Kunst des Nomadendenkens darin, sich nicht zu bewegen, sondern nur zu nomadisieren, um gewissermassen immer dem Ereignis folgend am gegenwärtig-gleichen Platz zu bleiben; indem es gelingt allen vorherrschenden & disziplinierenden Codes zu entgehen; indem es gelingt nomadische Einheiten in punktuellen Kämpfen und in Beziehungen zum Aussen zu erreichen. Dergestaltiges Nomadendenken erschliesst dann Einheiten in ausgreifend zu besetzenden Räumen, die nicht mit der inneren despotischen Einheit eingekerbt-kontrollierter Räume verglichen werden können. Nomadendenken schafft dann mechanische Bezüge zur Intuition, die sich (ganz selbstverständlich) ähnlich ereignishaft entfalten, wie die Kleider von Christa de Carouge, das Denken Nietzsches, oder das eben dort hineinprojizierte Nomadendenken von Deleuze.

Zur neuen Lesbarkeit der Welt: Es fängt jetzt überhaupt erst richtig an.

Was die neue Lesbarkeit der Welt betrifft, verzeichnen wir starke Gewinne, wir gewinnen einerseits die alte, gerade auch visuell bestimmte Lesbarkeit wieder zurück, und darüber hinaus sind wir Zeitgenossen von Entwicklungen, die uns auch gelegentlich euphorisch zu dem Ausruf verleiten mögen: “Verluste der Lesbarkeit? Nichts weniger als das! Es fängt jetzt überhaupt erst richtig an!”

Das Fleisch wird Wort. Zur kulturellen Praxis der Körperbeschriftung.

Der vorliegende Artikel führt eine Diskussion weiter, die in den “Medienobservationen” von Julia Böllhoff mit “Geschichte, Geschichten – HERstory, HIStory” angeregt wurde. Was wird im Medienzeitalter aus dem Körper? Gegenwärtig ist in Kunst, Populär- und Alltagskultur eine Lust am “nicht-naturalistischen”, am gestylten und inszenierten, d.h. am anderen Körper zu beobachten. Die Rolle der Medien dabei läßt sich nur paradox beschreiben: Einerseits präsentieren sie uns andere, sinnliche und extreme Körper, andererseits koppeln sie mit ihren “nur” simulierten und virtuellen Welten unsere Körper von sinnlichen Erfahrungen ab. Dies führt einerseits dazu, daß die Praxis ungewöhnlicher Körperinszenierungen längst ein kulturelles Phänomen ist und bedingt andererseits den extremen Wunsch nach Realität, wie er sich in der Popularisierung des Schmerzerlebens zeigt.

Adolf Wölfli als Mediensurfer

Adolf Wölfli (1864 -1930) gilt als einer der bekanntesten „schizophrenen“ Künstler. Sein Werk wurde daher vor allem unter Berücksichtigung seiner psychischen „Krankheit“ untersucht. Aber die aktuellen Diskussionen über moderne Mediennutzungsformen erlauben einen neuen Blick auf diesen Autor. Adolf Wölfli hat Medienangebote auf eine Weise genutzt, die heute allgemein verbreitet zu sein scheint.