Medienobservationen-Sonderausgabe
Fake.
„The FAKE NEWS media (failing @nytimes, @NBCNews, @ABC, @CBS, @CNN) is not my enemy, it´s the enemy of the American People!“ – Donald Trump via Twitter, 17.2.2017
Die Sonderausgabe „Fake“ geht auf die Fachtagung zum Begriff Fake der Studierenden des Masterstudiengangs Film- und Medienkultur-Forschung der LMU am 23.–25. Januar 2019 zurück.
Der Fake-Begriff ist nicht zuletzt wegen seines prominentesten Verwenders Donald Trump ein virulentes Thema und eher negativ konnotiert. Gerade eine medienwissenschaftliche Tagung bietet einen geeigneten Rahmen, um sich dem Themenkomplex rund um den Fake-Begriff aus einer differenzierten und interdisziplinären Perspektive heraus zu nähern. Die einzelnen Beiträge fokussieren demnach nicht nur die journalistische Begriffsdimension der klassischen Zeitungsente oder von Fake News, sondern fragen darüber hinaus nach den zugrunde liegenden Strukturen des Fakes. Die einzelnen Beiträge grenzen den Begriff des Fakes von jeweils gegenteiligen Vorstellungen wie z.B. Authentizität, Originalität, Realität, Wahrhaftigkeit und Wahrheit ab. So lassen sich Parallelen zu weit älteren Fake-Konzeptionen wie der Kunstfälschung, Leoprints in der Mode oder literarischen Erzählweisen ziehen. Ebenso lassen sich zeitgenössische Phänomene wie Mockumentaries, Roboter-Influencer auf Instagram oder ganze Städte, die nachgebaut werden, in diesem Feld verorten.
Die Sonderausgabe eröffnen zwei Artikel, die sich mit dem journalistischen Fake News-Begriff in Zeitungen oder Social Media auseinandersetzen. Valerie von Boehn zeichnet die Begriffsgeschichte der Fake News und ihr aktuelles Vorkommen nach, während Juliane Becker die Möglichkeit aufzeigt, öffentliche Aufklärung im Umgang mit Fake News über ein interaktives Computerspiel zu betreiben. Die folgenden Beiträge arbeiten mit den oben aufgezeigten Fake-Strukturen an diversen Gegenständen. So grenzt Carolina Rachel Felberbaum am Beispiel des Kunstfälschers Wolfgang Beltracchi die Fälschung vom Fake ab. Julia Lebe erarbeitet eine Struktur des Fake-Erzählers in „Faserland“ von Christian Kracht und Jennifer Münster verdeutlicht, dass dem ‚Faken‘ am Beispiel der Architekturnachbildungen in China im Prozess des Medienwerdens nach Joseph Vogl ein generatives Moment innewohnt. Alena Rolinski macht deutlich, dass Fake-Science als Paradigmenwechsel innerhalb der Wissenschaft zu sehen ist. Regine Hader verweist anhand von Instagram-Influencern auf kulturhistorische Umbrüche innerhalb der Mode, die durch Leoprints statt echten Pelzmänteln und Sneaker in Raumfahrtoptik ausgelöst wurden. Auch Johanna Warda beschreibt Fakes auf Instagram. Allerdings liegt ihr Schwerpunkt nicht auf dem Inhalt einzelner Instagram-Posts, sondern auf sogenannten Roboter-Influencern und ihren Accounts. Laura Laabs verdeutlicht, dass im Dokumentarfilm von Jennie Livingston „Paris is Burning“ von 1990 ein Widerspruch zwischen Form und Inhalt eingelagert ist, der hegemoniale Normen unkritisch zu übernehmen scheint, obwohl er seit knapp 30 Jahren fester Bezugspunkt der Gender und Queer Studies ist. Eine andere Seite des Dokumentarfilms und seiner Strukturen zeigt Amelie Völker auf. Sie fragt, weshalb sich das Genre der Mockumentaries die Mittel des Dokumentarfilms aneignet und was diese Gradwanderung zwischen Wahrheit und Lüge ‚faked‘.