Jahresarchiv | 2011


,Komm großer schwarzer Vogel‘ – Zum Tode Ludwig Hirschs

Der am 28. Februar 1946 geborene österreichische Liedermacher Ludwig Hirsch hat sich am 24. November 2011 das Leben genommen. Seine Texte standen immer in einem durchaus positiven Verhältnis zur eigenen Sterblichkeit und sein ganzes Werk hinterlässt die penible und dissektierte Beobachtung sowohl gesellschaftlicher Verhältnisse als auch psychischer. Nicht nur Österreich, sondern die gesamte deutschsprachige Kulturlandschaft hat einen ihrer großen Liedermacher verloren, dessen Werk es nun wiederzuentdecken gilt.

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Voice over. Eine filmnarratologische Bestandsaufnahme

Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Phänomen des voice over im Hinblick auf seine Stellung im Narrationsprozess im Film. Anhand einer kritischen Lektüre des neuesten filmnarratologischen Systematisierungsversuches von Markus Kuhn wird gezeigt, dass sich der Ort der voice-over-Stimme im Film weder auf seine narrative Funktion reduzieren noch im Rahmen der binären Oppositionen erzählen/zeigen, sprachlich/visuell und intradiegetisch/extradiegetisch zureichend bestimmen lässt. Die Kategorie der (narrativen) Instanz wird, so der Befund, in der Filmnarratologie nicht zureichend bestimmt.

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Steve Jobs ist tot – Ein Plädoyer für den Apfel

Steve Jobs ist im Alter von nur 56 Jahren an den Folgen seines Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Seinen Innovationen haben wir zu verdanken, dass wir uns unserer Liebe zu den nicht-menschlichen Dingen nicht mehr länger schämen müssen, sondern die nicht-menschlichen Dinge als einen grundlegenden Bestandteil unserer sozialen Beziehungen und damit unserer individuellen wie gesellschaftlichen Geschichtsschreibung ansehen können.

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Nostalgie und Reflexion in Woody Allens Midnight in Paris

Midnight in Paris ist zunächst vom schmerzvollen Wunsch des Hollywood-Autors Gil nach immer größerer Annäherung an die 1920erJahre, die er hemmungslos zum Höhepunkt freien Kunstschaffens stilisiert, gekennzeichnet. Es soll anhand der Gedächtnis-Theorie von Paul Ricœur gezeigt werden, was für ein Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart die Grundlage für die Nostalgie Gils darstellt. Weiterhin werden die reflexive Wendung des Films und die dadurch ausgelöste Destruktion des nostalgischen Prinzips beschrieben.

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Loriot – ein Genre, eine Philosophie

„Wie bei Loriot“ – diese Redewendung stammt nicht von dem Meister aller Komik, dem man sie in Wehmut nachrufen wird. Und doch verrät die Weise, in der wir mit seiner höchsten Kunst vertraulich umgehen, niemals deren Geheimnis, wohl aber den Rang des komischen Werks. Ein Sketch, eine Zeichnung, selbst ein Spielfilm aus der Hand und dem Geiste Vicco von Bülows wird nicht nacherzählt. Keine umständliche Beschreibung braucht es, welche Figuren sich in welcher Situation befinden. Das Komische versteht sich und wird verstanden, sobald nur das eine Zitat die Lage der Kommunikation trifft.

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Satiriker werden ja immer gebraucht. Ein Nachruf auf den Vogel Loriot

Alle Artikel über Loriot beginnen damit, dass man erwähnt, dass der Pirol im Wappen der Familie auf Französisch Loriot heiße und Vicco von Bülow seinen Künstlernamen gab. Dieser kurze Text will schweigen von diesen altbekannten Details. Dieser Text will ein Nachruf sein, ein Nachruf auf den größten deutschen Komiker, wahrscheinlich auch auf den größten Komiker der ganzen Welt. Dieser Nachruf hat einen langen Vorlauf, ein Spiel mit Gedanken, etwas zu diesem großartigen Œuvre zu verfassen, dem man Stunden vor dem Fernsehgerät und Stunden der Lektüre widmen müsste, um ihm in wissenschaftlichen Abhandlungen, Kongressen, Tagungsbänden und feuilletonistischen Essays gerecht zu werden. Aber die ganze Wissenschaftswelt und das gebildete, gewichtige Geschwätz hätte Loriot sofort auf die Schippe genommen und subversiv-gelehrig hintertrieben.

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