Kontrovers


Verschwörungstheorien, Verschwörungsmythen und ihre Attraktivität

Warum können Verschwörungstheorien überhaupt erfolgreich verbreitet werden? Warum sind Verschwörungstheorien meist äußerst schwer oder gar nicht zu widerlegen? Warum ist es überhaupt möglich, dass sogar ein weitgehend gesichertes wissenschaftliches Wissen bei den Anhängern einer Verschwörungstheorie überhaupt keine Rolle spielt? Gezeigt werden dabei die Erklärungs-Möglichkeiten „konstruktivistischer“ Antworten. Abschließend werden einige Vorschläge skizziert, wie mit Verschwörungstheorien bzw. mit Verschwörungsmythen umzugehen wäre.

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„So wirklich wie die Wirklichkeit“. Fiktionsbrüche und Emotionalisierung in Michael Hanekes Funny Games (1997)

Am Beispiel von Hanekes Funny Games wird dargelegt, wie eine kritische Haltung in der Rezeption von Kunstwerken nicht auf Basis emotionaler Distanz, sondern durch erzwungene emotionale Teilnahme erzeugt wird. Fiktionsbrüchen kommt hierbei entgegen der gängigen Meinung der Rezeptionsästhetik eine wichtige Funktion bei der Emotionalisierung zu.

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Ein (Fernseh)Auteur und seine Blickregime: Zu Formen impliziter Filmtheorie und Autorkonstruktion in Hanekes Verfilmung von Kafkas Romanfragment Das Schloss

Der Beitrag untersucht die Adaption von Franz Kafkas Schloss-Roman auf die Frage hin, inwiefern sich anhand dieses Fernsehfilms von 1996/7 Leitlinien einer Konzeption von Blickregimen und audiovisuellen Praktiken herausarbeiten lassen, die kennzeichnend sind für Hanekes Gesamtwerk. Grundvoraussetzung der Analyse ist die Annahme, dass Kafkas Romanfragment in seiner Poetologie und Textualität Bedingungen anbietet, die eine im Medienwechsel von Literatur zu Film implizit verhandelte Filmtheorie befördert. Dieses Unterfangen gewinnt vor dem Hintergrund der bisherigen Diskussion um Hanekes Schloss-Verfilmung an besonderer Relevanz, da der Film sowohl von Haneke selbst als auch innerhalb der filmwissenschaftlichen Beschäftigung kaum berücksichtigt wird. Dies, so ein weiterer Schwerpunkt des Beitrags, lässt sich an einer für den Umgang mit Haneke bemerkenswerten Verflechtung beobachten: Wie kaum ein anderer Autorenfilmer wird Haneke selbst als geradezu auratischer Interpret seines Werkes aufgerufen, dessen (Eigen-)Deutungen nur selten im Kontext seiner Autorschaft hinterfragt werden.

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Der Auteur als Manipulateur – An den Grenzen des formalen Reduktionismus. Zu Michael Hanekes Liebe

Michael Haneke feierte dieses Jahr seinen 70. Geburtstag, mit seinem neuesten Film Liebe erhielt er die sechste Einladung zu den Internationalen Filmfestspielen von Cannes und nach Das weiße Band – eine deutsche Kindergeschichte(2009) seine zweite Goldene Palme. Bereits 2001 erhielt er mit Die Klavierspielerin den großen Publikumspreis und 2005 für Caché den Preis für die beste Regie. Neben zahlreichen positiven Kritiken und weiteren Preisen wurde Liebe auch mit dem europäischen Filmpreis ausgezeichnet. Nicht zuletzt diese Auszeichnungsfreude zum runden Geburtstag des Regisseurs, sowie die Tatsache, dass Hanekes Filme in Cannes inzwischen Tradition haben, gibt zu der Frage Anlass, wie kontrovers das Kino eines Regisseurs eigentlich sein kann, das schon längst bei seinem bürgerlichen Publikum angekommen ist. Eine kritische Revision der ästhetischen Verfahren Hanekes sowie seiner impliziten und expliziten Medienkritik soll Aufschluss geben über den bedenkenswerten Erfolg von Liebe.

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„[V]ery very deathly disturbing, nauseating indeed“– Die rezeptionsästhetische Diagnostik des sicko-Films und seine ‚pathogenetische‘ Anti-Kanonisierung

Über Interaktion von Foren-Teilnehmern stabilisiert sich im Internet ein benutzerdefinierter Anti-Kanon des Films. Er umfasst gewaltexzessive Folterfilme, die von den Teilnehmern als „krank“ diagnostiziert werden. Der Beitrag riskiert einen Blick auf dieses Web 2.0-spezifische Phänomen, indem er dessen offerierte rezeptionsästhetische Disposition auf ihr methodisches Potenzial überprüft. So nähert er sich dem gewaltaffinen filmischen Untergrund analytisch – ohne in die Falle einer pauschalisierenden Pathologisierung von Film und Publikum zu tappen, jedoch auch ohne eine Apologetik des Gewaltspektakels zu betreiben.

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„Je regarde, je flaire, je palpe“– Die Passionen des Realen im Kontroversen Kino

Weggeschaut, gezittert, gezuckt, geweint, erstarrt, geschämt, geschockt? Aber auch berührt, gerührt, betroffen von Hässlichkeit und Schönheit zugleich, von intellektueller Tiefe und ästhetischer Überwältigung? Extreme der Gefühle, Extreme der Wahrnehmung, Extreme des Verstandes prägen seit jeher Kunst, die länger lebt als ihr zeitgenössischer Diskurs, die beständig ist, jenseits von Trends und Hitlisten. Kennzeichnend für solche Art von Kunst war seit jeher die Überschreitung. Speziell im Bereich des Films, einem relativ jungen Medium, erweisen sich bis heute jene Werke als überdauernd, die Seh- und Denkgewohnheiten überschreiten …

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Sub-Pop – oder: Von unten herab

Das zentrale Paradigma der Pop-Theorie sieht ein Außen bzw. Unten der Gesellschaft vor, das in der Lage ist, widerständige, im besten Falle: revolutionäre Formen zu produzieren, mit deren Hilfe die immergleiche Reproduktion der Verhältnisse unterbrochen werden kann. Der Text rekonstruiert die Figur und untersucht, wie die Kompatibilität der Theorie mit den Umweltverhältnissen erreicht werden soll. Die These ist, dass die Modifikationen der Begrifflichkeit nicht mit einer Änderung des Paradigmas einhergehen, das die Idee der Gegenkultur als unhintergehbare Letztbegründungsebene voraussetzen muss.

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Rainer Werner Fassbinders In einem Jahr mit 13 Monden im Korpus der Filmwissenschaft. Tonale Affektbilder im Körperfilm/Filmkörper

Körper und Körperlichkeit werden seit geraumer Zeit verstärkt zum selbstverständlichen Gegenstand geisteswissenschaftlicher Untersuchungen. Der folgende Vortrag geht der Virulenz sowie der zeitlosen Aktualität und Vielfalt dieser Beschäftigung aus der Sicht der Filmwissenschaft nach. Besonders am prominenten Beispiel Rainer Werner Fassbinder, dessen Gesamtwerkperformanz entlang der Begriffe Körperfilm und Filmkörper vorgestellt werden soll, wird das theoretisch fruchtbare und zugleich zur wissenschaftlichen Selbstreflexion einladende Potenzial kontroverser Körperbilder diskutiert.

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