Jahresarchiv | 2015


Gegenwart vs. Augenblick: Zur Ästhetik von Rainald Goetz anlässlich der Verleihung des Georg-Büchner-Preises 2015

Der folgende Essay beschäftigt sich anlässlich der diesjährigen Vergabe des Georg-Büchner-Preises mit der Ästhetik des Preisträgers Rainald Goetz. Dabei soll vor allem das weit verbreitete Missverständnis korrigiert werden, dass es sich bei dem besagten Autor hauptsächlich um einen ‚Chronisten der Gegenwart‘ und damit um eine Art ‚erweiterten Publizisten‘ handelt. Es soll verdeutlicht werden, dass das Werk von Goetz vor allem die Problematik eines adäquaten sprachlichen Umgangs mit dem Phänomen der Gegenwart selbst thematisiert. Der ästhetisch fundierte Terminus des ‚Augenblicks‘ wird dabei als eine Alternative zum vagen Begriff der ‚Gegenwart‘ präsentiert.

Hermann_Goetz

Der maschinenähnliche Sonderling und seine Überführung ins Menschliche anhand von The Big Bang Theory und Sherlock

Im Jahre 1966, vor nahezu 50 Jahren, erschien eine Figur auf den Bildschirmen der Fernsehzuschauer, die bis heute ihre Wirkung nicht verloren hat: Die Pop-Ikone Mr. Spock aus Star Trek. Die Faszination Spocks erklärt sich vor allem aus seinem inneren Zwist zwischen seiner rationalen vulkanischen und seiner emotionalen menschlichen Seite. Dieser Zwist ist aktueller denn je, denn er lässt sich auch in mehrfacher Ausführung in der heutigen Medienlandschaft wiederfinden, vor allem in der amerikanischen Comedy-Serie The Big Bang Theory (seit 2007) und der BBC-Miniserie Sherlock (seit 2010).

Babin_Sonderlinge

Keine Angst vor dem Weichwerden – Amedeo Polazzos Tonplastiken 2014-2015

Amedeo Polazzo ist jung und macht eine kitschige Kunst. Amedeo Polazzo ist Künstler und macht einen kitschig jung: seine Werke holen das weh- und übermütige, das idiotisch kindische Genießen zurück. Die nachstehenden Zeilen wollen weder Rezension noch eingehende Studie seiner Plastiken sein, sondern begeben sich bloß auf die geistige Spur derselben. Was folgt ist also nur eine buchstäbliche Fußnote zu jenem reflexiven Abdruck, den sie im Hirn des Gegenübers zu hinterlassen im Stande sind.

Thor_Polazzo

‚Glitch Art‘ als Dekonstruktion der fotografischen Illusion. Semiotische Fotografie mit Barthes und Peirce

Fotografie und Semiotik begegnen sich oftmals. Doch scheint das Phänomen der fotografischen Abbildungskraft semiotisch nicht eindeutig zu fassen. Charles Sanders Peirce projiziert in eine Fotografie gleichzeitig die Zeichenkategorien Ikon und Index. Roland Barthes spricht von perfekter Analogie und einer Magie, die dem Medium innewohne. Doch kann eine Störung oder ein ‚glitch‘ die Magie brechen? Zumindest zielt ‚Glitch-Art‘ darauf ab, die Rezeptionspraxis von Fotografien zu hinterfragen.

Kriener_Glitch

Der letzte Film aller Zeiten! Christopher Nolans Interstellar – der Film nach dem Film?

Christopher Nolan hat mit Interstellar den letzten Film aller Zeiten gedreht! – Zumindest behauptet das der Film. Aber ist dieser Versuch auch geglückt? Und wenn Inception der Film aller Filme ist, ist Interstellar dann sogar der Film nach dem Film? Diesen Fragen soll im folgenden Text nachgegangen werden. Zunächst wird Interstellar dafür im Kontext von Nolans bisherigen Oeuvre verortet. Anschließend wird die Frage gestellt, was es mit der doch eigenartigen Verschaltung unterschiedlicher Medien am Schluss des Films auf sich hat. Damit soll die weiterführende Perspektive auf solche Filme eröffnet werden, die den Versuch machen, über sich selbst hinauszugelangen.

Eberle_Interstellar

Xavier Dolan und das Ende des Coming-Out Films

Die Filme des frankokanadischen Wunderkindes Xavier Dolan verweisen auf einen Wandel in der filmischen Repräsentation von unkonventionellen sexuellen Identitäten auf solche, die die Coming-out-Matrix durchbrechen und Charaktere schaffen, deren Komplexität weit über die sexuelle Identiät geht. Ein Prozess, den man sogar als Vermenschlichung betiteln könnte.

Knezevic_Dolan

3D als Experiment – die Frage nach dem „Wozu“ des Kinos. Ein Bericht über die 61. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen

Das Themenprogramm „Das Dritte Bild – 3D-Kino als Experiment“ der diesjährigen Kurzfilmtage in Oberhausen adelt nicht nur das filmästhetische Phänomen 3D, sondern auch die Muse zum Diskurs. 3D polarisiert und diese Polarisierung fordert kritische Aussprache. Der Umgang mit zwiespältigen Bildern, die repetitive Infragestellung des Vorhandenen, das avantgardistische Ausschöpfen von Möglichkeiten ist nicht nur Usus in Oberhausen, sondern akkumuliert in der Frage, derer sich das stereoskopische Filmbild immer wieder aufs Neue aussetzen muss: „Wozu 3D“?

Linseisen_Ober