Medienobservationen-Sonderausgabe

Mediensysteme 1964/2024.

Festschrift für Oliver Jahraus

Herausgegeben von Rabea Conrad, Margit Dirscherl und Tanja Prokić
unter Mitarbeit von Franziska Merk und Linus Henrichs
13. November 2024

Am 13. November 2024 ist Oliver Jahraus 60 Jahre alt geworden. Als Freund:innen, Kolleg:innen und ehemalige Doktorand:innen haben die Autor:innen dieser Sonderausgabe die Gelegenheit genutzt, diesen Anlass zu feiern, und zwar in Form einer Kompilation aus kurzen, essayistischen Texten. Zum Gegenstand haben die Texte jeweils ein Medienereignis aus den Jahren 1964 bis 2024, das entweder einen direkten Bezug zu den Forschungsschwerpunkten Oliver Jahraus’ hat oder einen indirekten Bezug zu seinem Interessensspektrum herstellt.

Eine Auswahl der Beiträge wurde im Rahmen einer Geburtstagstagung für Oliver Jahraus mit dem Titel „The New Twenties. Zur Medienkultur des 21. Jahrhunderts“ in Form kurzer Vorträge am 18. und 19. November 2024 im Center for Advanced Studies der Ludwig-Maximilans- Universität München vorgestellt. Im Anschluss an das 2015/16 am CAS angesiedelte Projekt „Versachlichung und Verdinglichung als Leitkategorien der Medienkultur der Weimarer Republik“ und vor dem Hintergrund populärer Vergleiche unserer Gegenwart mit den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts war diese Veranstaltung der Spezifik der Medienkultur in den ersten drei Dekaden des 21. Jahrhunderts gewidmet.

In kleinen Beobachtungen respektive Beobachtungen des Kleinen wollen die Texte dieser Sonderausgabe einen Zugriff nicht nur auf unsere Roaring and Rampaging 2020ies, sondern auch auf die vergangenen 61 Jahre Mediengeschichte wagen. Originell, intellektuell anregend und unterhaltsam möchten sie sein und ihr Argument jeweils anhand eines konkreten Beispiels entfalten. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen und Stöbern!

Rabea Conrad, Margit Dirscherl und Tanja Prokić

2024. Kehlmann-Schalko liest Stach liest Kafka

Hundert Jahre, nachdem Franz Kafka am 3. Juni 1924 starb, lässt sich folgende Gegenwartsdiagnose stellen: Kafka ist (noch immer) en vogue. Doch wer oder was steckt inzwischen alles hinter dem Schlagwort ‚Kafka‘? Die Flut an Neuveröffentlichungen, Veranstaltungen und medialen Adaptionen sowie der geradezu inflationäre Gebrauch des Wortes ‚kafkaesk‘ (bis hin zur Verwendung bei Diskussionen in Politik-Talkshows) vor dem Hintergrund des Jubiläumsjahres verweisen vor allem auf zwei Dinge: erstens die vielfältigen Optionen, die Person Franz Kafkas als Kunstfigur zu vermarkten, und zweitens die unterschiedlichen Möglichkeiten, das Werk Kafkas zu lesen…

Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen>.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2411070117153.104106453658
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2023. Von Hunden und Menschen – Luc Bessons DogMan

Luc Bessons Film DogMan von 2023 erzählt eine Familiengeschichte der besonderen Art: Es sind Hunde, die Douglas „Doug“ Munrow zu einem zweiten Leben verhelfen, nachdem sein erstes durch die Brutalität des Vaters beinahe ausgelöscht wurde. Als Kind misshandelt, in den Zwinger geworfen, fast verhungert und halb gelähmt, findet Doug unter Hunden eine andere, bessere Gemeinschaft…

Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen.
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2022. ChatGPT als Medienereignis

Der Beitrag beschreibt ChatGPT erstens als Ereignis in den Medien und zweitens als Medienereignis in dem Sinne, dass mit dem Chatbot (und vergleichbaren KI-Tools) ein fundamentaler Wandel in der Medienlandschaft zu beobachten ist, insbesondere was die Produktion von Inhalten betrifft. Vor diesem Hintergrund wird drittens ein Blick auf Autorschaft in Zeiten von ChatGPT geworfen.

Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2409251438121.172157677385
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2021. Der weite Weg zum Spendendinner mit Peter Thiel: Bemerkungen zu populärmedialen Besteckszenen

Die Figur des Sozialaufsteigers, die in der Gegenwartskultur seit einigen Jahren vermehrt Aufmerksamkeit auf sich zieht, ist eng mit Besteckszenen verknüpft. Die Sozialaufsteigenden, die etwa die Literatur und den Film der Gegenwart bevölkern, haben meist einen von Erfolgen im Bildungssystem und Berufsleben ermöglichten rasanten gesellschaftlichen Aufstieg vollzogen, haben durch ihre akademische Ausbildung aber auch die publizistischen Möglichkeiten und intellektuellen Instrumente zur Hand bekommen, um von diesem Aufstieg rückblickend Auskunft zu geben: Sie berichten mal mit stolzgeschwellter Brust, mal mit dem leichten Unwohlsein des sozialen Höhenschwindels, mal mit schamhafter Abwendung von den Eltern, mal mit melancholischer Nostalgie für die verlorene Heimat – und meist vom schwierigen Umgang mit Besteck. Solche autosoziobiografischen Erzählmuster sind mittlerweile auch in soziologische Studien und politische Diskurse eingegangen…

Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2410011409533.183577742809
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2020. Fighting the Invisible Enemy

In der Neuverfilmung The Invisible Man aus dem Jahr 2020 orientiert sich Leigh Whannell zwar an der literarischen Vorlage von H. G. Wells, nimmt aber eine sehr zeitgemäße Perspektive ein: Die Fokussierung auf die weibliche Hauptfigur und die Aktualisierung der Figur des Wissenschaftlers zeigen dabei nicht nur inhaltlich neue Dimensionen auf – Whannell findet für diese Themen auch genuin filmische Formen des Erzählens und lässt das Medium über sich selbst reflektieren.

Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen.
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2019. Kino als Spiegel der Realität: Transformation und Anpassung im Film Parasite

Es gibt Filme, die die Filmgeschichte nachhaltig beeinflussen und einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Im Jahr 2019 erblickt der südkoreanische Film Parasite (Originaltitel: 기생충, Gisaengchung) von Bong Joon-ho das Licht der Leinwand. Der Film gewinnt nicht nur die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes, sondern auch den Oscar für den besten Film. Dank seiner innovativen Erzählweise und seiner beeindruckenden visuellen Gestaltung avanciert Parasite zu einem kulturellen Phänomen, das 2019 zu einem unvergesslichen Jahr der Filmgeschichte macht.

Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen>.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2411070113236.772883068062
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2018. Oliver Jahraus mitten im Zentrum: Gründung des Zentrum für Buchwissenschaft: Buchforschung – Verlagswirtschaft – Digitale Medien

Ein Forschungsjahr 2015/2016 am Center for Advanced Studies (CAS) München bot neben einer unvergleichlich privilegierten Forschungs- und Arbeitssituation die Möglichkeit einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen im In- und Ausland, diese Kooperationen fortan zu vertiefen und zu verstetigen. Der einjährige Forschungsaufenthalt bot den Freiraum, das zu tun, was wir uns vor dem Hintergrund eines immer komplexeren, neben Forschung und Lehre längst auch mit einem stattlichen Anteil an administrativen Tätigkeit ausgefüllten Arbeitstag viel öfter gönnen sollten, nämlich mit Abstand, mit selbstkritischen Blick, auf das bisherige eigene Wirken zu schauen, sich für erforderliche Veränderungen, für das Entwicklungspotenzial und die Zukunftsfähigkeit der eigenen Fachdisziplin zu sensibilisieren….

Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen>.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2411070109246.665182536723
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2017. Good Coffee. Twin Peaks und die Logik der Serie

Im Jahr 2017 kehrte ein Heroe des amerikanischen Films, der noch 9 Jahre zuvor mit seinem letzten Kinofilm Inland Empire das Ende seiner Karriere als Filmemacher verkündete, auf den Screen, oder vielmehr auf die heimischen Screens zurück. Mit Twin Peaks: The Return legte der Meister des postmodernen Kinos 25 Jahre nach dem Ende der zweiten Staffel einen als Fortsetzungsserie getarnten Langfilm vor. Dieses Sequel nimmt sich in Konkurrenz mit den üblichen Verdächtigen des so genannten Complex Television überaus seltsam aus. Es scheint, als habe sich Lynch an einer Reflexion 2.0 der amerikanischen Seele abgearbeitet. Während die zwei Staffeln der 1990er sich in einem postmodernen Pastiche am Topos der American Frontier abarbeiteten, und bewusst eine nostalgische Zeitlosigkeit schaffen, die Elemente der 1950er mit den 1990ern harmonisch miteinander ins Fernsehformat brachte, kennzeichnet The Return eine ganz andere Hybridisierung. Das Selbstzitat mündet vielleicht mehr denn je in eine Selbstkritik, deren Kern eine Abrechnung mit der postmodernen Ironie und dem gegenwärtigen Fortsetzungskult ausmacht. Denn so groß die Jouissance an der Rückkehr von Agent Cooper sein mag, so eigentümlich schal fühlt sie sich an – genau wie Agent Coopers Leinwandpräsenz, der als scheinbar leere Hülle, als sprach- und willenloser Automat mit steifen Bewegungen durch die Handlung stolpert, auf nichts wirklich ansprechend – außer auf Coffee und Pie.

Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen>.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2411070106252.437876956167
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2016. Bad Coffee

Im Leibniz-Jahr 2016 erinnerte die Leibniz-Bibliothek in Hannover mit einem Leibniz-Kaffee an die Bedeutung des Kaffees für Leibniz im Besonderen und für das Zeitalter der Frühaufklärung im Allgemeinen. Vorliegender Beitrag nimmt dieses Ereignis zum Anlass, um zu skizzieren, wie an der Schwelle zur Aufklärung der Kaffee als Getränk eines allmählich entstehenden aufgeklärten Bürgertums semantisiert wurde, bevor die spätere Aufklärung vermehrt die Schattenseiten des Kaffeekonsums in einer zunehmend auf Effizienzoptimierung ausgerichteten Gesellschaft in den Fokus nimmt.

Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen>.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2411070102179.072243074679
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2015. Life Is Strange und Until Dawn – Möglichkeiten und Nutzen von Entscheidungsmomenten im Videospiel

Der ‚Decision Turn‘ im Bereich der Game Studies markiert eine Zeit, in der die Entwickler:innen zunehmend die Entscheidungen der Spieler:innen in den Vordergrund stellen, und damit auch die Spielregeln und -konzepte nachhaltig verändern. Zu einem gewissen Grad stellen die meisten Spielhandlungen Entscheidungen dar, wenn die Spieler:innen sich zum Beispiel für oder gegen einen bestimmten Weg auf der Spielkarte, oder für oder gegen die Benutzung eines Gegenstandes, Zaubers, usw. entscheiden. Der maßgebende Grund, wieso es um das Jahr 2015 zu einer wachsenden Relevanz und Veränderung des Entscheidungsphänomens gekommen ist, ist der verstärkte Fokus auf, und ein Spieldesign um diese Entscheidungen herum. Besonders Life is Strange wird nach seiner Veröffentlichung 2015 zu einem der wichtigsten Spiele für den Decision Turn überhaupt…

Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen>.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2411070057499.685880164781
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