Im Jahr 2017 kehrte ein Heroe des amerikanischen Films, der noch 9 Jahre zuvor mit seinem letzten Kinofilm Inland Empire das Ende seiner Karriere als Filmemacher verkündete, auf den Screen, oder vielmehr auf die heimischen Screens zurück. Mit Twin Peaks: The Return legte der Meister des postmodernen Kinos 25 Jahre nach dem Ende der zweiten Staffel einen als Fortsetzungsserie getarnten Langfilm vor. Dieses Sequel nimmt sich in Konkurrenz mit den üblichen Verdächtigen des so genannten Complex Television überaus seltsam aus. Es scheint, als habe sich Lynch an einer Reflexion 2.0 der amerikanischen Seele abgearbeitet. Während die zwei Staffeln der 1990er sich in einem postmodernen Pastiche am Topos der American Frontier abarbeiteten, und bewusst eine nostalgische Zeitlosigkeit schaffen, die Elemente der 1950er mit den 1990ern harmonisch miteinander ins Fernsehformat brachte, kennzeichnet The Return eine ganz andere Hybridisierung. Das Selbstzitat mündet vielleicht mehr denn je in eine Selbstkritik, deren Kern eine Abrechnung mit der postmodernen Ironie und dem gegenwärtigen Fortsetzungskult ausmacht. Denn so groß die Jouissance an der Rückkehr von Agent Cooper sein mag, so eigentümlich schal fühlt sie sich an – genau wie Agent Coopers Leinwandpräsenz, der als scheinbar leere Hülle, als sprach- und willenloser Automat mit steifen Bewegungen durch die Handlung stolpert, auf nichts wirklich ansprechend – außer auf Coffee und Pie.
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Dieser Artikel erschien am 13.11.2024 in der Zeitschrift Medienobservationen>.
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