Böhmischer Klang

Könnte ein Instrument den Klang eines Orchesters charakterisieren – für die Bamberger Symphoniker, vormals „Deutsche Philharmoniker in Prag“, wäre die Bratsche zu nennen: Sie scheinen heller timbriert als alteingesessene deutsche Ensembles, doch matter, weniger seidig und strahlend als Wiens und Dresdens Opernorchester. Ihr Streicherklang ist füllig, wohlfokussiert. Gerundet, voll Wärme das Blech. Beseelt, voller Zartheit der Holzbläserton. Ihr Spiel ist frei von Tiefsinnsprätentionen, von virtuoser Gefallsucht und Frivolität. Es ist ganz Herzlichkeit. Darin liegt sein böhmisches Wesen. In Smetanas „Verkaufter Braut“ kommt seine Eigenart zur Entfaltung: Seit vierzig Jahren ist Kempes Bamberger Aufnahme das Maß aller Dinge im tschechischen Repertoire.