Franz Kafkas und Ernst Jüngers Käfer – Käfermysterium und existentielle Wahrnehmung

Dass Ernst Jünger, von seinen frühen Tagen in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs an, ein genauer Beobachter von Insekten war, der sich später zu einem veritablen Entomologen entwickelte und seine subtilen Jagden immer mehr verfeinerte, ist bekannt. Damit scheint Kafkas Käfer aus seiner Novelle Die Verwandlung zunächst nichts zu tun zu haben. Auffällig ist jedoch, dass auch Kafka das Ungeziefer genau beobachtet und beschreibt, genauer jedenfalls, als es nötig gewesen wäre, um eine literarische Metapher für problematische Familienverhältnisse zu inszenieren. In meinem Essay will ich zeigen, dass sowohl für Jünger als auch für Kafka der Käfer eine existenzielle Bedeutung gewinnt, die sich in beiden Fällen auf die Metamorphose des Käfers stützt, aber dann in entgegengesetzte Ausprägungen führt. In der Metamorphose des Käfers wird für Jünger die eigene Entwicklung in die und über die bürgerliche Gesellschaft hinaus sinnfällig, während in Kafkas Novelle die letztlich tödliche Verwandlung Gregor Samsas die Unfähigkeit zur Verwandlung und Entwicklung ihres Autors anzeigt.

Dieser Artikel erschien am 31.10.2023 in der Zeitschrift Medienobservationen.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2023102412271295487125

DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/20114

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