Bilder beim Wort genommen: Fotografie als Paratext

Die „Lesbarkeit der Welt“ (Hans Blumenberg) geht über Texte (im engeren Sinne) hinaus, und deshalb wird „Lesbarkeit“ auch bleiben, ob man sie im Zuge erheblicher medialer Veränderungen dann noch so nennen mag oder nicht. Bilder überschneiden sich mit Texten: Man muss sich ein Bild auch „erzählen“ können, um es überhaupt sehen zu können, um es zu behalten, um es zu „verstehen“. Nicht nur die demonstrativ mit Titeln und Kurztexten gestalteten Bilder in einer Ausstellung oder in einem Buch, sondern grundsätzlich alle Bilder verwirklichen sich stets im Bereich ineinander verschleifender Bild- und Text-Wahrnehmungen und Gefühls- und Körper-Wahrnehmungen. Bilder ergeben visuelle „Texte“ und sie ergeben dabei immer auch Sprachtexte und Gefühls“texte“ und Körper“texte“: Es handelt sich also durchaus nicht um (falsche) Metaphern oder (pure) Äquivokationen, wenn etwa der Fotograf STAN DENNISTON im Zugriff auf literarische Konzepte auch anlässlich von Fotografie von „fiktiven persönlichen Geschichten“, von „gemeinsamer Autorschaft“ oder von „vorgeschriebener Lesart“ spricht; wenn DUANE MICHALS bekennt: „I am a short story writer. Most other photographers are reporters“ oder wenn JOHN HILLIARD seine Bilder „Readings“ nennt.T