Kino


Gott, Geld und Medien in Atom Egoyans The Sweet Hereafter (1997)

Katastrophenfilme zeigen – im Unterschied zu katastrophalen Filmen – das, wovon sie erzählen, auf spannende Weise, manchmal mit verzögertem happy end (wie in Roland Emmerichs Sintflutdrama 2012 aus dem Jahr 2009), manchmal mit melodramatischem Ende (wenn der Held sich opfert wie Bruce Willis in Michael Bays Apokalypsefilm Armageddon von 1998). Doch was ist mit Filmen, in denen um die Katastrophe herumerzählt wird? Welches Genre bedienen Filme, in denen das Schreckliche so gut wie unsichtbar bleibt? Und muss man das Unglück überhaupt sehen, um es zu begreifen?

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Imaginäre Palimpseste. Beobachtungen und biographische Exkurse zu Batman v Superman

Es ist immer spannend, wenn ein Film es schafft, zu polarisieren. Der mediale ‚fallout‘, der sich im Fahrwasser von Zack Snyders Batman v Superman: Dawn of Justice (2016) über Feuilletons, Kommentarseiten, Blogs und soziale Netzwerke zieht, erscheint aber auf sehr merkwürdige und widersprüchliche Weisen beispiellos. Kritiker bemängeln Snyders inkohärente Erzählweise und sein problematisches Figurenverständnis, zumeist mit Rückgriff auf ungeklärte Begriffe wie ‚Videospiel-‘ oder ‚Videoclip-Ästhetik‘. Dieser Artikel sucht nach Möglichkeiten, stattdessen eine tatsächliche Transformation filmischer Erzählweisen beschreibbar zu machen, indem er die Handlungs- und Figurenlogik von Batman v Superman in einer biographisch geprägten Leseweise mit Entwicklungen im Superheldencomic kurz vor und nach der Jahrtausendwende kontrastiert.

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Die Lorbeeren des Caesar. Was die Philosophie im neuen Film Hail, Caesar! (2016) der Coen-Brüder verloren hat

Film-Philosophie im Film: das ist manchmal so, als ob man in einem dunklen Raum eine schwarze Katze sucht, deren Existenz man sich nicht sicher sein kann. Den Coen-Brüdern gelingt es, solche Denkzettel in ihre Filme zu schmuggeln, ohne dabei das Vergnügen beim Anschauen zu mindern. Und wie das geht: durch ein kapriolenhaftes Erzählen, das den Film selbst zum heiklen Helden macht, der lustig an sich selber leidet. In „Hail, Caesar!“ (2016) kann man das mit großem Genuß am plotless plot, am Genre-Looping und an einem berühmten Echtzeit-Philosophen verfolgen, den es nach Hollywood verschlagen hat.

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Der letzte Film aller Zeiten! Christopher Nolans Interstellar – der Film nach dem Film?

Christopher Nolan hat mit Interstellar den letzten Film aller Zeiten gedreht! – Zumindest behauptet das der Film. Aber ist dieser Versuch auch geglückt? Und wenn Inception der Film aller Filme ist, ist Interstellar dann sogar der Film nach dem Film? Diesen Fragen soll im folgenden Text nachgegangen werden. Zunächst wird Interstellar dafür im Kontext von Nolans bisherigen Oeuvre verortet. Anschließend wird die Frage gestellt, was es mit der doch eigenartigen Verschaltung unterschiedlicher Medien am Schluss des Films auf sich hat. Damit soll die weiterführende Perspektive auf solche Filme eröffnet werden, die den Versuch machen, über sich selbst hinauszugelangen.

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Xavier Dolan und das Ende des Coming-Out Films

Die Filme des frankokanadischen Wunderkindes Xavier Dolan verweisen auf einen Wandel in der filmischen Repräsentation von unkonventionellen sexuellen Identitäten auf solche, die die Coming-out-Matrix durchbrechen und Charaktere schaffen, deren Komplexität weit über die sexuelle Identiät geht. Ein Prozess, den man sogar als Vermenschlichung betiteln könnte.

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3D als Experiment – die Frage nach dem „Wozu“ des Kinos. Ein Bericht über die 61. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen

Das Themenprogramm „Das Dritte Bild – 3D-Kino als Experiment“ der diesjährigen Kurzfilmtage in Oberhausen adelt nicht nur das filmästhetische Phänomen 3D, sondern auch die Muse zum Diskurs. 3D polarisiert und diese Polarisierung fordert kritische Aussprache. Der Umgang mit zwiespältigen Bildern, die repetitive Infragestellung des Vorhandenen, das avantgardistische Ausschöpfen von Möglichkeiten ist nicht nur Usus in Oberhausen, sondern akkumuliert in der Frage, derer sich das stereoskopische Filmbild immer wieder aufs Neue aussetzen muss: „Wozu 3D“?

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Gesellschaftskritik im Detail. Der gegenwärtige russische Film auf dem Filmfest München

Der russische Film im diesjährigen Programm des Filmfests München zeichnet sich insbesondere durch seine Gesellschaftskritik aus. Die drei Filme – Leviathan (RUS 2014), Another Year (Yeshche odin god; RUS 2013) und Hard To Be A God (Trudno byt’ bogom; RUS 2013) – vermitteln diese jedoch nicht nur über ihre Geschichten, sondern nutzen zudem filmische Mittel, visuelle Metaphern und Referenzen.

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Monstrous Sex: The Verge of a Pornographic Turn? Bending, Breaking, Penetrating the Rules

Filmic horror narratives traditionally evoke a restless pursuit to locate the other, not only in the mutilating predator, but also in its sexually active and thus doomed victim. In the recent history of horror film, however, this ‘sex-equals-death’ condition has been progressively subverted. Drawing on the notion of ‘body genres’ and Monster Theory, the article traces various, increasingly explicit forms of this death spell reversal, from popular teen horror The Cabin in the Woods to the orgiastic art house symphony of Lars von Trier’s Antichrist, to the television-realm of the vampiric True Blood, where combined excesses of sex, blood, and narration spark a sex-positive mode of monstrousness.

Lingen_Monstrous