Poetic justice in Fatih Akins Aus dem Nichts
Fatih Akin hat sich in
Dinieren in der Apokalypse. Realitäten des Abendessens in Endzeitfilmen
Essen spielt in Endzeitfilmen eine nicht zu unterschätzende Rolle, immerhin müssen die Protagonisten permanent Nahrung finden, um zu überleben. Zugleich hat auch der Genuss lang vermisster Speisen Bedeutung, weil sie an eine Welt des Überflusses erinnern, die im Film schon längst nicht mehr existiert. Der vorliegende Beitrag nimmt die Darstellung feierlicher endzeitlicher Abendessen in den Blick, um zu zeigen, wie in solchen Situationen die als Utopie verklärte Vergangenheit mit der dystopischen Gegenwart verglichen wird, sodass Realität allererst hergestellt werden kann. Im Vergleich zweier einander recht ähnlicher Filmbeispiele kann dabei gezeigt werden, inwiefern das endzeitliche Abendessen sowohl als Grundlage für eine Kapitalismuskritik als auch als Basis für die Erfüllung von Konsum- und Warenversprechen dient.
20181001-EngelnsNeue Menschen, neue Arbeit, neue Realität. Wirklichkeitskonstruktionen im sowjetischen Stummfilm
In kaum einem filmhistorischen Abschnitt wurden grundlegende filmische Mittel der Einstellungskomposition und Montage so eng zu gesellschaftlichen Realitätskonstruktionen und der Propagierung des (ökonomischen) Fortschritts verwoben wie im Kino der frühen Sowjetunion. Besonders die Werke von Dziga Vertov stehen in diesem Kontext für eine Mischung aus filmischer Dokumentation und Gestaltung einer neuen Wirklichkeit des jungen Sowjetstaates. Vertovs kinematographische Methoden werden hier in ihrer Genese genauer analysiert. Anschließend wird ein Blick auf parallel an-zutreffende Filmformen geworfen, die wiederum ihren Anteil an der Etablierung der ‚Neuen Menschen‘ und der sowjetischen Wirklichkeitskonstruktion haben.
20181001-Ellenbruch(Un)kitschige Filmbilder und Paradoxien des Glücks in Woody Allens Film Match Point
Glück als der Ball, der auf dem Netz tanzt. Der folgende Beitrag will Woody Allens Film “Match Point” (2014) als Philosophie des Glücks ‚lesen’ und die Paradoxien dieses Phänomens beleuchten.
cbraun_matchpointDie allerletzten Jediritter. Visual benefits, narrative vices in der Stars Wars Episode VIII
Auch dem zweiten Film der dritten Star Wars-Trilogie, die Episode VIII “Die letzten Jediritter”, gelingt es nicht, einen für die Trilogie eigenen und spezifischen narrativen Spannungsbogen aufzubauen, trotz neuer und beeindruckender visueller Attraktionen.
jahraus_starwarsVIIIDas Paradox des Star Wars-Universums. Gedanken zu Episode VIII – The Last Jedi (2017)
Die Star Wars-Saga gehört zu den wichtigsten Filmserien der Geschichte, wenn es nicht die wichtigste überhaupt ist. Mit einer Fangemeinschaft, die nur noch mit der von Star Trek zu vergleichen ist, überlebt die märchenhafte Geschichte rund um eine Galaxie weit, weit entfernt bereits seit über vierzig Jahren und bereitet auch mit ihrer neuesten Episode VIII wiederum ein galaktisches Spektakel. Aber auch dieser Episode wird vor allem von den Fans das alte Problem vorgeworfen: Es heißt, alles wiederhole sich immer wieder. Aber ist es nicht genau das, was Star Wars ausmacht? Die daran anschließende Frage lautet: Können diese Fans überhaupt befriedigt werden?
babin_starwars-paradoxStar Wars Episode VIII: Metageschichte und Variation einer Mythologie
“Die letzten Jedi” ist eine Metageschichte über das Erzählen von Star Wars. Sie fragt nach der Möglichkeit von etwas Neuem in einem Mythos, der den Gesetzen des Wieder- und Weitererzählens gehorchen muss.
conrad_starwars-metaDie Krise eines Furchteinflößenden. Le Redoutable (2017) über Jean-Luc Godard
Michel Hazanavicius Film Le Redoutable über einen kurzen Lebensabschnitt des Filmvisionärs Jean-Luc Godard lief bereits auf den Filmfestspielen von Cannes und war auch Teil des Programms des Münchner Filmfestes 2017. Kritiker, Professionelle wie Laien, zeigten sich jedoch bis jetzt oftmals gespalten in Hinsicht auf das neue Werk des französischen Regisseurs, der die Filmgeschichte bereits im vielgefeierten Stummfilm The Artist oder in den James Bond-Persiflagen um den Agenten OSS 117 behandelt hat. Denn entgegen aller Erwartungen ist der Film keine Hommage, die eine lebende Legende feiert, sondern die komödiantische Darstellung einer künstlerischen, beruflichen und privaten Krise, die den doch so unerreichbaren Regisseur von seinem Podest hebt. Aber ist dies wirklich ein Sakrileg oder vielleicht sogar genau der richtige Weg, sich diesem Provokateur der Filmgeschichte zu nähern?
babin_redoutableSie haben mich zum Weinen gebracht! Lisa Azuelos Dalida-Film, mit einem Seitenblick auf Olivier Dahans Piaf-Film La vie en rose
Der Film Dalida von Lisa Azuelos, der im Sommer des Jahres 2017 auf dem Münchner Filmfest als deutsches Preview lief und die Geschichte der italienisch-französischen Schlagersängerin Dalida erzählt, kam in der Kritik bisweilen nicht gut weg. Seine Strategie, die Zuschauer emotional anzusprechen, so der Tenor einiger Rezensionen, versagte. Die folgenden Überlegungen wollen zeigen, dass ein solches Urteil wohl eher auf die analytische Betrachtung einzelner Komponenten dieser Strategie zurückzuführen ist; betrachtet man hingegen das Zusammenspiel aller Komponenten dieser Affektsteuerung, die erzählte Geschichte, die Erzählweise und die Funktionalisierung der Musik, so muss man von einer perfekten Strategie sprechen, die kaum ihr Ziel, die Zuschauer emotional anzusprechen, verfehlen wird. Das lässt sich durch einen Seitenblick auf einen ähnlichen, aber doch anders argumentierenden Film – Olivier Dahans La vie en rose über Edith Piaf – zusätzlich erhellen. Der Artikel liefert so einen kleinen Beitrag zur Rezeptions- und Emotionstheorie der Medien am Beispiel von Filmmusik, genauer: am Beispiel von biopics einer Sängerin und Künstlerin in der Gattungsform des fiktionalen Spielfilms auf der Basis einer realen Biographie. Und einen Beitrag zur Frage, wie der Film Musik in Szene setzen kann.
jahraus_dalidaDer deutsche Weste(r)n. Zu Valeska Grisebachs Western (2017) – unter anderem
Valeska Grisebachs Film WESTERN verweist bereits mit seinem Titel auf ein amerikanisches Genre, das zunächst wenig mit dem deutschen Kino gemein zu haben scheint. Wenn man diesen Titel als Hinweis versteht, diesem nachgeht und einen Rückblick in die Geschichte des deutschen Films macht, dann zeigt sich, dass zwischen amerikanischem und deutschem Western eine Beziehung besteht, die weiter zurückreicht, als man vielleicht vermuten mag. Dabei nutzt der deutsche Film ein amerikanisches Genre, das von Grenzen und dem Weg vom Osten in den Westen erzählt, nicht nur um die eigene innerdeutsche Grenze zu verhandeln, sondern letztlich auch, um den deutschen Film von Deutschland zu entfremden und in der Konsequenz seine „Deutschlandbilder“ neu zu schreiben.
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