Kino


Die Tektonik des Films. Jonathan Glazers Under the Skin & David Robert Mitchells It Follows

Einerseits bezeichnet Tektonik eine innere Bewegung der Erdteile, eine Verschiebung, die letztlich zu einer Neudefinition des Ganzen führt. Andererseits ist das Wort der Tektonik auch von dem griechischen Wort für Baukunst abgeleitet, womit sich auch das Wort Architektur erklären lässt. In einem Essay mit dem Thema Die Tektonik des Films muss es daher um das Arrangement der Bestandteile des Films und ihrer inneren Bewegung gehen. Glazers und auch Mitchells Film sind hierfür insofern relevant, als sie Bild und Ton differente Positionen beziehen lassen. Während das Bild für den Menschen plädiert, bezieht der Ton Stellung für das Überirdische.

Steiner_Skin

Do you want to be a Feminist? Frozen (2013)

Hailed as “the best Disney Film since The Lion King,” grossing almost $380 million to date at the USA box office, and winner of two Academy Awards, the studio’s 2013 release Frozen is also one of its most controversial animated features. The heated debate that launched a rather impressive number of blog entries over the past few months centers on the question of the film’s feminist content. ‘Is Frozen the most feminist Disney film to date?’ ‘Is it feminist enough?’ and ‘Is it feminist at all?’ are the conflicting issues raised by the movie’s vehement attackers and defenders. More than a simple media dispute, the theoretical battle around Frozen offers a window onto a whole range of issues that revolve around contemporary feminism, readership, and textual construction.

Brockmann_Frozen

Filmischer Existenzialismus. Gravity (2013)

Alfonso Cuarón platziert in Gravity seine Protagonistin Ryan Stone in das dissoziative Vakuum des Weltraums – menschenfern und unendlich – und lässt den Orbit zum zentrifugierenden Todes-Karussell werden, welches nicht nur die Protagonistin, sondern auch den Zuschauer ins Off, an den Rand der Filmbilder, katapultiert. Nichtlinear und unkontrolliert wird der Rezipient an die Grenzen seiner kinematographischen Perzeption gebracht. Dass Orientierungslosigkeit dabei nicht nur eine existenzielle Bedrohung, sondern ein mediales Konzept ist, zeigt uns der Film nicht nur im Hochglanz der 3D-Bilder und versucht damit die Schranken des Filmuniversums zu brechen.

Linseisen_Gravity

Autopsie des Ent-Fremdeten. Jonathan Glazers Under The Skin (2014) – eine filmische Inversion aus medientheoretischer Perspektive

Wenn man an den englischen Regisseur Jonathan Glazer denkt, fallen einem sogleich etliche Namen der Musikszene ein, hinter deren Musikclips der britische Filmemacher steht (unter anderem: Blur, Radiohead, Massive Attack, Jamiroquai, Nick Cave and the Bad Seeds). Nun kommt sein dritter Spielfilm Under The Skin in die Kinos. Er entwirft eine filmische Welt, die ein Alien im Körper einer unbekannten Frau durchwandert, der ihm zum Ende zum Verhängnis werden soll.

Jacob_Autopsie

Derek Cianfrance: The Place Beyond the Pines: Der Film als Jahrmarkt

Müsste man den Film The Place Beyond The Pines zusammenfassen, würde man vermutlich schreiben, er handle von dem Motorradfahrer Luke (Ryan Gosling), der aus einer vergangenen Liebschaft mit Romina (Eva Mendes) als Vater herausgeht. Um die Familie zu finanzieren beginnt er Banken zu überfallen, bis er von dem Polizisten Avery (Bradley Cooper) überwältigt und erschossen wird. Fünfzehn Jahre später erfährt Lukes Sohn Jason (Dane DeHaan) von dem Schusswechsel, der den nie gekannten Vater tötete. Doch ausreichend ist diese Beschreibung des Films so nicht. Der Film erklärt ein Konzept von einem Ort, das sowohl auf den Textinhalt des Films, als auch auf seinen Paratext angewendet werden kann. Ziel dieses Aufsatzes ist es, die Theorie einer heterotopen Topografie des Jahrmarkts auf den Film zu übertragen.

Steiner_Jahrmarkt

„Just a Bunch of Bullshit!“ – Die genießende Rezeption des minderwertigen Kinos

Medienerzeugnisse wie Tatort, Bauer sucht Frau oder Frauentausch sollen trotz ihrer mitunter schauderhaften Qualität durchaus auch von Rezipienten konsumiert werden, die über eine überdurchschnittlich ausgeprägte Medienkompetenz verfügen. Worin dabei der Reiz zu liegen vermag, soll in folgendem Text untersucht werden.

Schwaiger_Trash

Requiem for a Rock ‘n’ Roll dream. Medienmythos und Identität in Not Fade Away (2012) von David Chase

Mit gestandenen 67 Jahren legt Autor und Regisseur David Chase, der vor allem mit der Serie Sopranos (1999-2007) Fernsehgeschichte schrieb, mit Not fade away seinen ersten Spielfilm vor. Der Film erzählt vor dem Hintergrund der 1960er Jahre in Amerika nicht nur die Geschichte einer jungen Rockband, die vergebens nach Weltruhm strebt und deren Mitglieder darum kämpfen, ihren Idolen nachzueifern und dabei selbst zum reinen Abbild verkommen. Not fade away ist darüber hinaus eine kritisch zu hinterfragende Hommage an die Kultur dieser Zeit, in der das Fernsehen und der Rock ’n’ Roll eine Traumfabrik errichteten, die ihre Schattenseiten schnell vergisst. Doch nicht zuletzt ist Not fade away auch eine letzte Liebeserklärung des Sopranos-Schöpfers Chase an „seinen“ Tony Soprano, den jüngst verstorbenen James Gandolfini.

Schlicker_Fadeaway

Ich klage an. Aktualität eines NS-Propagandafilms?

Im Rahmen der Diskussion um eine Sterbehilfe und um die anstehende gesetzliche Regelung hat der NS-Propagandafilm Ich klage an eine bemerkenswerte Aktualität. Die filmischen Mittel, mit denen der Film 1941 die Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ propagierte, werden im vorliegenden Artikel dargestellt. Da der Film über Youtube allgemein zugänglich ist, hat das bis heute bestehende Verbot einer öffentlichen Aufführung seinen Sinn weitgehend verloren.

Golch_Klagean