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Westworld: Der Mensch wird erst durch Gewalt zum Menschen. Die böse Anthropologie einer Fernsehserie

Mit einer Problematisierung des Begriffs des quality tv versuchen die folgenden Überlegungen, dem Grundkonflikt der Fernsehserie Westworld auf die Spur zu kommen. Sie ordnen Westworld in eine Traditionslinie mit Matrix, The Truman Show, Inception, A.I., Eyes Wide Shut und Ex Machina ein und zeigen so durchgängige Muster, aber eben auch historische Neuerungen und Radikalisierungen. So liegt der Fokus auf einer dunklen Emanzipationsgeschichte, die damit überhaupt erst kritisierbar wird: Westworld führt vor, dass erst durch Gewalt der Mensch zum Menschen werde.

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‘Plädoyer für die Todesstrafe’ – ein Gesetz der Fernsehserie?

Die folgenden Überlegungen plädieren eben gerade nicht für die Todesstrafe, sondern untersuchen ein bestimmtes Muster von Storytelling, narrative Strukturen, die mit ihnen verbundenen Strategien der Normvermittlung und deren ideologische Implikationen im audiovisuellen Polizei- und Detektivgenre. Im Blickpunkt steht dabei eine bestimmte Art und Weise, Konflikte radikaler zu entfalten, bei der Polizisten oder Detektive (zumeist Männerfiguren, gelegentlich aber auch Frauenfiguren) entweder nicht mehr die Möglichkeit haben, den Verbrecher der Justiz zu übergeben, oder aber dieses Vorgehen sich als die schlechtere Option darstellt, und stattdessen entweder ein Kampf auf Leben und Tod stattfindet oder es besser gewesen wäre, den Verbrecher – in einem Akt von Lynchjustiz – selbst zu töten.

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David Lynch: Die Transzendenz des Rätsels und des Verbrechens

Die Verrätselungsstrategien, die David Lynch in seinen Filmen und in der Serie Twin Peaks, zuletzt in der dritten Staffel The Return umsetzt, mögen zwar den Zuschauer in eine lustvolle oder frustrierende hermeneutische Sackgasse führen, dennoch beruhen sie auf einem überschaubaren Set an Bausteinen, die sich transparent machen und analysieren lassen. Die folgenden Überlegungen führen einige Bausteine vor, kontextualisieren sie und fokussieren mit ihnen den narratologischen und ideologischen Kern des Lynch- bzw. Twin-Peaks-Universums.

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Gedanken lesen lassen. Zur narrativen Funktion(sweise) von Gedankenvisualisierung durch Schrift

Wie können wir verstehen, was in den Köpfen von so genialen und verrückten Figuren wie Sherlock Holmes vorgeht, und welche Mittel stehen dem Film zur Verfügung, um es uns zu zeigen? Ausgehend von der BBC-Serie SHERLOCKsoll das Potential der Schrift für die Visualisierung von Gedanken und davon ausgehend für Strategien filmischer Fokalisierung untersucht werden.

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Ins finstere Herz der Präsidentschaft: wo Demokratie und Totalitarismus ununterscheidbar werden. Zum Ende der vierten Staffel House of Cards

Der Beitrag versucht einige der Bezüge (Volkssouveränität, totaler Krieg, Staatsterrorismus) in den programmatischen Äußerungen der Figur des US-Präsidenten Frank Underwood am Ende der letzten Folge der vierten Staffel in der Serie House of Cards aufzudecken. Die politischen Implikationen, die sich daraus ableiten lassen, lassen die Serie als einen neuen medialen Ausdruck von moderner, aber auch hochproblematischer politischer Theorie verstehen, denn hier wird der Zusammenfall von parlamentarischer Demokratie mit ihrem Gegenteil, dem Totalitarismus in Gestalt einer attraktiven Spielhandlung vorgeführt.

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Donald Trumps House of Cards

Zunächst amtiert Frank Underwood als Majority Whip im Repräsentantenhaus, dann wird er zum Vizepräsidenten ernannt und schließlich rückt er ins Amt des Präsidenten auf. Geschildert wird diese Karriere in der grandiosen Netflix-Serie House of Cards. Sie kann den Blick schärfen für die derzeitigen Vorwahlen um die Präsidentschaft in den USA, als deren auffälligster Kandidat sich längst Donald Trump etabliert hat. Ihn und Frank Underwood vergleicht der vorliegende Artikel im Hinblick darauf, wie Donald Trump auf Unentscheidbarkeiten reagiert, die die Komplexität des politischen Lebens in der modernen Gesellschaft mit sich bringt.

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Ertüchtigungsfernsehen

Der folgende Beitrag blickt auf Kochshows, Castingshows oder Tiershows und versucht, hypothetisch einen globalen Wandel in Programmstrukturen des Fernsehens nachzuzeichnen. Wo es früher um die Vorführung von Menschen ging, von denen man sich absetzen konnte, geht es jetzt sehr viel stärker um eine Normvermittlung. Die Norm „Sei leistungsbereit“, der Menschen vor der Kamera nachkommen, verspricht auch den Zuschauern ein besseres Leben. Es gilt, der Frage nachzugehen, wie sich solche Programmstrukturen in die Entwicklung gesellschaftlicher Strukturen einbetten lassen.
Einen herzlichen Dank für die Hinweise an Jessica Trute und Victoria Steiner.

Jahraus_Fern

Der Talk bei hart aber fair als falsch echte Debatte. Eine Analyse der Sendung “Flüchtlinge in Deutschland – wie willkommen sind sie wirklich?” vom 23. Februar 2015

Wie viel Raum bietet die WDR-Talkrunde „hart aber fair“ für echte Debatten, für ergebnisoffene Diskussion? Wie in jeder Talkshow ist die Auswahl der Gäste nicht transparent, beschränken die Spielregeln und Logiken des Rahmens ‚Talkshow‘ und die Fragen des Moderators einen echten Gedankenaustausch. Durch vorproduzierte Beiträge, die im Laufe der Sendung eingespielt werden, ist der Spielraum für Themen und Ergebnisse der Diskussion bei hart aber fair noch kleiner als in reinen Diskussionsrunden. Die Talkshow entspricht somit einer ‚falsch echten Debatte‘ im Sinne Pierre Bourdieus.

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Der maschinenähnliche Sonderling und seine Überführung ins Menschliche anhand von The Big Bang Theory und Sherlock

Im Jahre 1966, vor nahezu 50 Jahren, erschien eine Figur auf den Bildschirmen der Fernsehzuschauer, die bis heute ihre Wirkung nicht verloren hat: Die Pop-Ikone Mr. Spock aus Star Trek. Die Faszination Spocks erklärt sich vor allem aus seinem inneren Zwist zwischen seiner rationalen vulkanischen und seiner emotionalen menschlichen Seite. Dieser Zwist ist aktueller denn je, denn er lässt sich auch in mehrfacher Ausführung in der heutigen Medienlandschaft wiederfinden, vor allem in der amerikanischen Comedy-Serie The Big Bang Theory (seit 2007) und der BBC-Miniserie Sherlock (seit 2010).

Babin_Sonderlinge

Zuverlässig unzuverlässig: Falsche Fährten als Krisen- und Testfall der Rezeption – nicht nur in Kriminalnarrationen

Falsche Fährten lassen sich als besondere Form erzählerischer Unzuverlässigkeit begreifen. Als solche führen falsche Fährten unvermeidlich in Interpretationsprozesse hinein. Zudem lässt sich zeigen, dass falsche Fährten Interpretationsprozesse aber auch bereits grundlegend voraussetzen. In jedem Fall lassen falsche Fährten Rezeptionsprozesse als Interpretationsprozesse in besonderer Weise beobachtbar werden. Über die Diskussion der falschen Fährten im Zusammenhang mit Kriminalnarrationen hinausgehend werden falsche Fährten im vorliegenden Beitrag als grundlegende Strategie von Erzählungen insgesamt in den Blick genommen.

Kessler_Zuverlaessig