Die größten Häuser: Scala, Colón. Die reichsten: Met, Covent Garden. Die besten Sänger: in Zürich. Die Wiener Oper: das erste und vornehmste Haus. Nirgends ist so viel Geschichte: Von Mahler ging die Moderne aus. Nirgends so viel Begeisterung: Die Stehplatzklientel, 500 Habitués, hört jeden Tag Oper, fünf Dutzend Werke im Jahr. Ihr ist das Leben […]
Verfasserarchiv | Daniel Krause
Bösendorfer
Mit aggressiven Methoden hat Steinway den Weltmarkt erobert, die Vielfalt der Timbres vernichtet. Das ganze Repertoire, ob Bach, ob Boulez, wird im stählernen Steinwaysound exekutiert. Der glockenklare Bösendorfer, für Mozart und Schubert geschaffen, die farbige Zartheit des Bechstein, sie finden kaum noch Gehör: Globalisierung der Klänge. HTML Volltext im Archiv
Kollegienkirche
Weingarten, Einsiedeln, St. Gallen, die großen barocken Abteikirchen Mitteleuropas, bilden sämtlich ein Bauwerk nach: die Salzburger Kollegienkirche. Deutlich lässt sie Fischer von Erlachs Handschrift erkennen: Monumentalität entsteht aus tektonischer Klarheit. Das Dekor tritt zurück hinter die räumliche Form als Erscheinung der kosmischen Ordnung. Der Blick wird zur Mitte gesogen, von dort in die Höhe: Die […]
Böhmischer Klang
Könnte ein Instrument den Klang eines Orchesters charakterisieren – für die Bamberger Symphoniker, vormals „Deutsche Philharmoniker in Prag“, wäre die Bratsche zu nennen: Sie scheinen heller timbriert als alteingesessene deutsche Ensembles, doch matter, weniger seidig und strahlend als Wiens und Dresdens Opernorchester. Ihr Streicherklang ist füllig, wohlfokussiert. Gerundet, voll Wärme das Blech. Beseelt, voller Zartheit […]
Rosenkavalier
Richard Strauss hat zwei wertvolle: avantgardistische, neutönende Opern geschrieben, „Salome“ und „Elektra“. Das Spätwerk fällt dem 19. Jahrhundert anheim. Drum ist es künstlerisch ohne Belang. So denken kluge Philister. Aber sind Opern am Fortschritt zu messen? Muss Kunst sich stets um das Neue bemühen? Was, wenn sie aller „Programme“ entsagt – um einer zweiten Leichtigkeit […]
Jens Malte Fischer: Gustav Mahler – Der fremde Vertraute
Unter den musikpublizistischen Neuerscheinungen der vergangenen Jahre hat v.a. eine für Aufsehen gesorgt: Jens Malte Fischers Gustav Mahler: Der fremde Vertraute. Die Rezensionen sind enthusiastisch, zu Recht. Eine profundere Darstellung hat Mahlers Musik, hat sein Leben niemals erfahren – trotz Adorno, Blaukopf, Eggebrecht. Fischer glänzt als Stilist: dass er schreiben kann, haben bereits die Großen […]
Eric Rohmer: De Mozart en Beethoven
Dass Musik als die ontisch gehaltvollste aller Künste zu gelten hat, ist ein Gemeinplatz. Schopenhauer bringt diese Einsicht in unübertroffener Klarheit zum Ausdruck. Nietzsche verdichtet sie aphoristisch. Doch im ästhetischen Denken unserer Tage spielt Musik eine untergeordnete Rolle. Literatur, bildende Kunst und Film beherrschen das Feld. Die Musikwissenschaft nimmt wenig Anteil an Auseinandersetzungen um “Intermedialität”, […]
Was heißt „komplexe Architektur“? – Fragen an Robert Venturi
Neben Jencks gilt Venturi als wichtigster Architekturtheoretiker der „Postmoderne“. Man preist ihn für „vorbildlich differenziertes“ Argumentieren. Sollte sein „Postmoderne“-Begriff tragfähiger sein als die Vorschläge Jencks? Das wird zu prüfen sein. HTML Volltext im Archiv
Daniel Libeskind – Architektur als “Ereignis”
Libeskinds Bauten sind in besonderer Weise Text, und sie verbinden verschiedene Medien. Tatsächlich gibt es sonst keine Architektur mit einer derart „intermedialen“ Charakteristik. Darum verdient Libeskind Aufmerksamkeit, obwohl ihm Theatralität und Eklektik zum Vorwurf gemacht werden und seine Einlassungen nach Inhalt und Form eher kryptisch sind. Anhand programmatischer Selbstauskünfte sollen die architekturtheoretischen Grundannahmen Libeskinds sichtbar […]
Abbado
Zwei Musiker ragen heraus: Furtwängler, Toscanini. Dieser ist Klarheit, Prägnanz; straffe Tempi, trockener Klang ohne Schlacken. „Cantare“ ruft er den Musikern zu: Verdi als Maß aller Dinge. Jener schafft fülligen Mischklang, weich konturiert. Die Tempi, oft breit, werden elastisch gedehnt, stets nach harmonischer Dichte und emotionalem Gehalt der Musik. Wagner, Brahms, Bruckner, die späte Romantik […]