Medienobservationen-Sonderausgabe
Realismus und Ökonomie
Die von Iuditha Balint, Markus Engelns und Rolf Parr herausgegebene Sonderausgabe nimmt die Verzahnung des Ökonomischen und des Realismus in den Blick.
Realismus und Ökonomie stehen spätestens seit der Finanzkrise von 2008ff. in einem prekären Verhältnis zueinander. Semantische Analogien sind zwar während und nach der Finanzkrise virulent, sie sind aber weder auf diesen Zeitraum, noch auf diesen Gegenstand begrenzt. Nicht erst in Zeiten digital-mediatisierter Welten gibt es ein Bedürfnis nach physisch erfahrbarer Realität; nach einer ‚Erdung in der Elemen-tarkultur‘. Auch wenn lediglich Realitätseffekte erzeugt werden, stellen viele mediale Produkte Bindeglieder zwischen den de facto anzutreffenden elementar-kulturellen Praktiken und verschiedenen Medien dar.
Jenseits einfacher Gegenüberstellungen von Pragmatismus und einer unkontrollierter Ökonomie, die sich jenseits von Warenströmen längst verselbständigt hat, geht es in diesem Schwerpunkt darum, zu zeigen, wie aus medialen Kontexten heraus und zugleich durch Rückgriff auf eine pragmatisch und als Verfahren verstandene Ökonomie ‚Erdung‘ durch Effekte des Realistischen evoziert wird, und zwar ohne dazu auf die ‚empirische Realität‘ zugreifen zu können. Das bedeutet, ‚Realismus‘ als eine Sammlung medial vermittelter Zeichen zu verstehen, die nicht auf eine außermediale bzw. außerdiskursive Wirklichkeit verweisen (müssen), sondern Realitätseffekte in relativer Unabhängigkeit von der empirischen Realität erzeugen.
Die Ökonomie erweist sich dabei als besonders geeigneter Konstrukteur von Effekten des Realistischen: Als mindestens ebenso psychologisches wie mathematisches Planspiel ist sie nämlich ein System, das sich seines eigenen Status durch Simulationen vergewissert. Es verrechnet abstrakte Entitäten gegeneinander, um am Ende positiv oder negativ bilanzieren zu können. Einen Bezug zu den Bereichen außerhalb ihrer selbst erhält sie vor allem dadurch, dass ihre Regeln zuweilen auf die Realität übertragen werden.