Jahresarchiv | 2006


Rosenkavalier

Richard Strauss hat zwei wertvolle: avantgardistische, neutönende Opern geschrieben, „Salome“ und „Elektra“. Das Spätwerk fällt dem 19. Jahrhundert anheim. Drum ist es künstlerisch ohne Belang. So denken kluge Philister. Aber sind Opern am Fortschritt zu messen? Muss Kunst sich stets um das Neue bemühen? Was, wenn sie aller „Programme“ entsagt – um einer zweiten Leichtigkeit willen? Die abgeklärte Konzilianz des „Rosenkavalier“ folgt Mozarts, des ewig Gültigen, Gesetz.

Die musikalische Verarbeitung des 11. Septembers: Bruce Springsteen, The Rising

Der 11. September ist ein nur schwer zu begreifendes, traumatisches Ereignis. Der folgende Beitrag untersucht, inwieweit Musik ein Medium zur Verarbeitung eines solchen Traumas darstellen kann. Bruce Springsteen veröffentlichte 2002 ein Album in diesem Kontext, das sich intensiv mit den Ereignissen um den 11. September auseinandersetzt und das in diesem Beitrag auch durchaus kritisch betrachtet wird.

Der Stellenwert des Symbolischen in der kulturellen Verarbeitung von “9/11”

Als am 11. September 2001 zwei Flugzeuge kurz hintereinander in die Zwillingstürme des World Trade Centers rasten und den Einsturz der 412 Meter hohen, 110-geschossigen Betongebäude verursachten, konnte dieses Schreckensszenario anfangs gar nicht realisiert werden, vielmehr erschien es wie eine Simulation des Grauens aus den Filmfabriken Hollywoods. “Wir haben die ersten Schreckensbilder der Television ästhetisch, mithin auch lustvoll und aus sicherer Distanz, erfahren.” (Gorsen: 96) Der vorliegende Text thematisiert “9/11” als Symbolisierungsprozess.

Jens Malte Fischer: Gustav Mahler – Der fremde Vertraute

Unter den musikpublizistischen Neuerscheinungen der vergangenen Jahre hat v.a. eine für Aufsehen gesorgt: Jens Malte Fischers Gustav Mahler: Der fremde Vertraute. Die Rezensionen sind enthusiastisch, zu Recht. Eine profundere Darstellung hat Mahlers Musik, hat sein Leben niemals erfahren – trotz Adorno, Blaukopf, Eggebrecht. Fischer glänzt als Stilist: dass er schreiben kann, haben bereits die Großen Stimmen erwiesen, das deutsche Standardwerk zum Gesang. Kestings Großen Sängern – dem einzigen konkurrenzfähigen Werk – sind sie an sprachlicher Elaboriertheit weit überlegen (zugleich in der Abgewogenheit des Urteils).