Jahresarchiv | 2013


Die Haute Cuisine des Mordens. Eine präsenztheoretische Analyse der TV-Serie Hannibal

Dieser Aufsatz ist ein Versuch, die Ästhetik und Faszination der TV-Serie Hannibal durch einige Ansätze der neuen Präsenztheorie(n), wie sie unter anderem von Hans Ulrich Gumbrecht, Dieter Mersch und Martin Seel formuliert wurden, erklärbar zu machen. Dabei sollen in einem ersten Schritt die beiden zentralen Figuren der Serie näher untersucht und klassifiziert werden. Anschließend wird der Aspekt der Semiotisierung und Ästhetisierung toter Körper beleuchtet, ehe in einem dritten und letzten Schritt die artistischen Mechanismen erläutert werden, die Momente intensiven ästhetischen Erlebens produzieren können.

Hermann_Hannibal

Derek Cianfrance: The Place Beyond the Pines: Der Film als Jahrmarkt

Müsste man den Film The Place Beyond The Pines zusammenfassen, würde man vermutlich schreiben, er handle von dem Motorradfahrer Luke (Ryan Gosling), der aus einer vergangenen Liebschaft mit Romina (Eva Mendes) als Vater herausgeht. Um die Familie zu finanzieren beginnt er Banken zu überfallen, bis er von dem Polizisten Avery (Bradley Cooper) überwältigt und erschossen wird. Fünfzehn Jahre später erfährt Lukes Sohn Jason (Dane DeHaan) von dem Schusswechsel, der den nie gekannten Vater tötete. Doch ausreichend ist diese Beschreibung des Films so nicht. Der Film erklärt ein Konzept von einem Ort, das sowohl auf den Textinhalt des Films, als auch auf seinen Paratext angewendet werden kann. Ziel dieses Aufsatzes ist es, die Theorie einer heterotopen Topografie des Jahrmarkts auf den Film zu übertragen.

Steiner_Jahrmarkt

„Just a Bunch of Bullshit!“ – Die genießende Rezeption des minderwertigen Kinos

Medienerzeugnisse wie Tatort, Bauer sucht Frau oder Frauentausch sollen trotz ihrer mitunter schauderhaften Qualität durchaus auch von Rezipienten konsumiert werden, die über eine überdurchschnittlich ausgeprägte Medienkompetenz verfügen. Worin dabei der Reiz zu liegen vermag, soll in folgendem Text untersucht werden.

Schwaiger_Trash

Jenseits der Sprache: der Text. Nachruf auf Wolfgang Herrndorf

Am Mittag des 27. August 2013 erreicht mich eine SMS, dass Wolfgang Herrndorf verstorben sei infolge seiner schweren Tumorerkrankung. Die Meldung wird bereits über die Medien verbreitet, findet sich zuhauf im Internet, wird auf Bayern 2 durchgegeben. Die Internetseite des Schriftstellers ist zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr zu erreichen: „The server is temporarily unable to service your request due to maintenance downtime or capacity problems.” […]

Wolfinger_Herrndorf

Requiem for a Rock ‘n’ Roll dream. Medienmythos und Identität in Not Fade Away (2012) von David Chase

Mit gestandenen 67 Jahren legt Autor und Regisseur David Chase, der vor allem mit der Serie Sopranos (1999-2007) Fernsehgeschichte schrieb, mit Not fade away seinen ersten Spielfilm vor. Der Film erzählt vor dem Hintergrund der 1960er Jahre in Amerika nicht nur die Geschichte einer jungen Rockband, die vergebens nach Weltruhm strebt und deren Mitglieder darum kämpfen, ihren Idolen nachzueifern und dabei selbst zum reinen Abbild verkommen. Not fade away ist darüber hinaus eine kritisch zu hinterfragende Hommage an die Kultur dieser Zeit, in der das Fernsehen und der Rock ’n’ Roll eine Traumfabrik errichteten, die ihre Schattenseiten schnell vergisst. Doch nicht zuletzt ist Not fade away auch eine letzte Liebeserklärung des Sopranos-Schöpfers Chase an „seinen“ Tony Soprano, den jüngst verstorbenen James Gandolfini.

Schlicker_Fadeaway

James Gandolfini will never die – Zum Tod eines Ausnahmeschauspielers

Am 19. Juni 2013 ist der Schauspieler James Gandolfini völlig unerwartet in Rom verstorben. Er war nicht nur für seine Rollen in diversen Hollywoodproduktionen bekannt, sondern vor allem für seine Verkörperung des Mafiabosses Tony Soprano aus dem Fern­­seh­­epos Die Sopranos (1999-2007). Die Schauspielkunst verliert einen ihrer begabtesten und doch am meisten unterschätzten Protagonisten.

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Warten auf das Wunder. Zu Terrence Malicks jüngstem Film To the Wonder

Den wahren Malick-Fan kann nichts erschüttern. Oder doch? To the Wonder ist durchaus ein Film mit gewissen Höhepunkten. Doch er offenbart einmal mehr die Defizite des Regisseurs, der zwar ein großer Poet, doch kein großer Erzähler ist. So liefert der Film den Anstoß dazu, die Erzählweise Malicks zu reflektieren, die zwischen dem Verweigern erzählerischer Konvention, dem Suchen nach adäquaten Ersatzmechanismen und dem romantischen Versprechen des ,Symphilosophierens‘ oszilliert.

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Ich klage an. Aktualität eines NS-Propagandafilms?

Im Rahmen der Diskussion um eine Sterbehilfe und um die anstehende gesetzliche Regelung hat der NS-Propagandafilm Ich klage an eine bemerkenswerte Aktualität. Die filmischen Mittel, mit denen der Film 1941 die Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ propagierte, werden im vorliegenden Artikel dargestellt. Da der Film über Youtube allgemein zugänglich ist, hat das bis heute bestehende Verbot einer öffentlichen Aufführung seinen Sinn weitgehend verloren.

Golch_Klagean