Sämtliche Beiträge | 1997-2023


The bearded Lady. Eine haarige Angelegenheit im binären Geschlechtersystem

Im 19. Jahrhundert wurden Menschen, die nicht der Norm entsprachen, in sogenannten Freakshows als Kuriositäten vorgeführt. Neben siamesischen Zwillingen oder kleinwüchsigen Personen sollten auch Frauen mit Bartwuchs das Publikum belustigen. 2014 wird eine moderne bearded Lady zum medialen Ereignis: Tom Neuwirth gewinnt als Kunstfigur Conchita Wurst den Eurovision Song Contest. So unterschiedlich die Rahmenbedingungen auch sind, in beiden Fällen erregen weiblich gelesene Personen mit Bart viel Aufmerksamkeit in einer binären Gesellschaftsordnung. Ausgehend von Judith Butlers Ansatz setzt sich dieser Artikel mit folgender Fragestellung auseinander: Inwiefern demonstriert das binäre Geschlechtersystem seine Macht an bärtigen Frauen und inwiefern haben bearded Ladys das Potential an der Macht zu rütteln?

Dieser Artikel erschien am 16.09.2022 in der Zeitschrift Medienobservationen.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2022091913293683442698

DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/18961

20220916pest

Der Textbegriff zwischen den Disziplinen. Eine Einleitung

Der Textbegriff ist ein Grundbegriff vieler und vor allem unterschiedlicher Disziplinen und ist daher auch oftmals Bindeglied in interdisziplinären Forschungsfeldern oder zumindest Forschungsfragen. Die Einleitung zeigt unterschiedliche Perspektiven auf den Textbegriff (wie normative, strukturalistische, pragmatische und kulturwissenschaftliche) und geht der Frage nach, was die scheinbar grundlegende Inter- und Transdisziplinarität des Textbegriffs ausmacht.

Dieser Artikel erschien am 06.05.2022 in der Zeitschrift Medienobservationen.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2022050514033007771833

20220506pichler

‚Texts in Action‘ – Zur epistemischen Funktion von Texten in der naturwissenschaftlichen Wissensproduktion

Die Science Studies haben im Zuge ihrer Praxiswende beachtliche Erkenntnisse nicht nur über konkrete Handlungen, Diskussionen und Interaktionen von Naturwissenschaftler_innen bei der Produktion ‚harten‘ Wissens zu Tage gefördert, sondern auch über die dabei zum Tragen kommende Bedeutung von Texten. Im Rekurs auf grundlegende Abhandlungen der Science Studies (u.a. von Shapin, Latour, Woolgar, Knorr- Cetina) bringt dieser Beitrag epistemische Funktionen von Texten in der naturwissenschaftlichen Wissensproduktion in den Blick. Im Fokus stehen die Durchsetzung der experimentellen Methode durch den Experimentalbericht, das Labor als Ort der Produktion von Inskriptionen und auf ihnen beruhenden Fachaufsätzen, dann die epistemische Wirksamkeit von Texten bzw. textueller Vorformen im experimentellen Forschungsprozess selbst und schließlich die textuelle Aushandlung von Wissen innerhalb einer Fachgemeinschaft.

20220506gencarelli

Mehr als Worte. Der Text als semiotische Einheit

Der vorliegende Beitrag versteht Texte als stets an soziale und kulturelle Handlungskontexte gebunden und betrachtet sie in der Bezugnahme auf die theoretischen Annahmen der Social Semiotics in ihrer Funktionalität in sozialen und kulturellen Prozessen der Repräsentation und Kommunikation. Aus diesem funktionalen und semiotischen Ansatz folgt auch, dass der Textbegriff auf andere semiotische Modi jenseits der Wortsprache und deren Zusammenspiel (Multimodalität) erweitert werden muss. Nur dann lassen sich die kulturellen Formen und Prozesse der Repräsentation und der Kommunikation angemessen und in ihrer ganzen Bandbreite erfassen.

20220506hallet

Text – Umfeld – Konnotation, oder: Texte als Feldopportunisten

Ein linguistischer Textbegriff ist insofern widersprüchlich, als das Fach zur Gewinnung seiner darstellungstechnischen Kategorien systematisch von allem absehen muss, was den Textsinn ausmacht. Vor diesem Hintergrund argumentiert der Beitrag für einen Textbegriff, der mit der Vorstellung bricht, Texte seien aus sprachlichen Bedeutungen komponiert. Voraussetzung für den textuellen Ausbau sprachlicher Mittel ist der Feldopportunismus der Sprachzeichen, deren konnotative Reflexivität und Indexikalität.

20220506knobloch

Die Bibel zwischen Texttheorien und praktischer Arbeit am Text. Ein Plädoyer für einen humanen Umgang mit Texten

Der Beitrag verfolgt die These, dass aktuelle Bibelhermeneutik und Bibelexegese im Gespräch mit gegenwärtigen Texttheorien entworfen werden müssen und dass gleichzeitig gegenwärtige interdisziplinäre Texttheorien und -konzepte sehr viel von der langen und prestigereichen Geschichte der Bibelwissenschaften lernen können. Für die Arbeit an einem interdisziplinären Textbegriff sind die Bibelwissenschaften deshalb eine wichtige Referenz. Aus diesem Grund wird hier der Beitrag der Bibelwissenschaften für die Texttheorien dargestellt und im Besonderen der Begriff der Humanität und des humanen Umgangs mit Texten adressiert.

20220506wischmeyer

„Geliebt wirst du einzig, wo du schwach dich zeigen darfst, ohne Stärke zu provozieren.“ Anlässlich des 70-jährigen Erscheinens: Theodor W. Adornos ‘Minima Moralia’ neu gelesen – aus paartherapeutischer Sicht

Der folgende Text über Theodor W. Adornos berühmte Aphorismen-Sammlung Minima Moralia bezieht sich – spielerisch, dekonstruierend, und meist selbst aphoristisch – vor allem auf Adornos Ansichten über die Beziehungen von Paaren, um zu zeigen, dass die ‚Beschädigung des Lebens‘ auch und gerade in der Paarbeziehung beginnen, aber auch repariert werden kann.

20220314scheffer

Das okkulte Medium und die Aufhebung der Zeit. Zur Einführung in die Thematik.

Das Vorwort führt in die Beiträge ein, die für das Panel Jenseits-Zeit & Geistes Reich. Zeitlichkeit im Okkultismus für den 26. Germanistentag in Saarbrücken entstanden sind. Es bündelt die Thesen, dass im Okkultismus und in damit verwandter Literatur Zeitlichkeit überschritten und dass gerade in der Medienkultur der letzten Jahre und in den Kulturtheorien Positionen erstarkt sind, die in der Wirkung eine große Nähe zu okkultistischen Überlegungen aufweisen.

Dieser Artikel erschien am 21.12.2020 in der Zeitschrift Medienobservationen.
Er ist durch die DNB archiviert. urn:nbn:de:101:1-2020122112161836899335

DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/18872

20201221wolfinger

Susanna Schmida-Wöllersdorfer. Eine vergessene Wiener Esoterikerin.

Susanna Schmida-Wöllersdorfer (1894–1981) war eine österreichische Schriftstellerin, deren Name der literarischen Germanistik und – im weitesten Sinne – der Kulturwissenschaft bislang gänzlich unbekannt geblieben ist. Schmida-Wöllersdorfers Werk verdient dabei eine ausführliche Behandlung nicht nur im literarischen, sondern auch im esoterischen und okkultistischen Diskurs, denn insbesondere ihre Memoiren Die Spuren stellen eine Quelle für interessante esoterische und okkulte Praktiken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar. Überdies hielt Schmida-Wöllersdorfer in ihren Texten Visionen fest, die als wahrer Grenzgang zwischen Literatur und alltagsmystischer Erfahrung anzusehen sind.

20201221marek

Avantgarde und Geistesgegenwart. Okkultistische Erinnerungspraktiken im Künstlerkreis Der Sturm.

Die Verbindungslinien zwischen Okkultismus und Avantgarde sind bereits vielfach nachgezeichnet worden, Beispiele sind Künstler wie Wassily Kandinsky, aber auch Alfred Döblin, die beide zum Sturm-Kreis gehörten. In welchem Verhältnis Herwarth Walden, der Leiter der avantgardistischen Künstlervereinigung, zu okkulten Praktiken und paranormalen Phänomenen tatsächlich stand, gleicht hingegen einem blinden Fleck. Ausgehend von einem Brief Döblins und den darin berichteten Wahrträumen Nell Waldens soll eine Spurensuche zeigen, inwieweit Walden vor dem Hintergrund seines Kunstideals und des Ersten Weltkriegs eine Art spiritistisches Erinnerungsritual praktizierte.

20201221lorenz