Sämtliche Beiträge | 1997-2023


Visionen des Posthum(an)en. Körperbilder in der Vorstellung vom Nachmenschlichen

Die technologisch-medizinischen Entwicklungen sind heute soweit fortgeschritten, dass die Wahrnehmungen aus natürlichen und künstlichen Sinnesorganen ununterscheidbar für den menschlichen Organismus und nicht zuletzt für sein Bewusstsein und seine Identität werden. Cyborg, Cyberpunk und digitaler Körper scheinen in ihrem biologischen Reduktionismus eine Lösung aus dem existentiellen Dilemma der menschlichen Bedingtheit zu bieten, die nach dem Untergang der totalitären und liberalen Ideologien eine neue Vision der menschlichen Ordnung – jenseits der körperlichen Begrenzung – verheißen. Dabei gehen die Befriedigung phantasmatischer Entkörperlichungsbegierden und die Entfaltungsoptionen neuer Subjektivität Hand in Hand.

Medien-Ikonen: Die Herrschaft der Banalität

Der folgende Artikel geht der inzwischen uneingeschränkten Herrschaft des Banalen in den Medien auf den Grund. Einerseits produzieren die Medien unablässig ‘Banalitäten’/ ‘Banales’ in Eigen- und Selbstinszenierungen, andererseits können die Medien nicht vom herrschenden gesellschaftlichen Prinzip abstrahieren, und das sind eben – banale Konfigurationen, mit anderen Worten: die bundesrepublikanische Gesellschaft hat sich erfolgreich als banale selbst organisiert und zeugt sich in immer eindringlicheren Bildern auch so fort.

Aufgaben der Medienanalyse – Grundriß eines Interpretationsmodells (available in English)

Mit der zunehmenden technischen Manifestation kommunikativer Strukturen im Informationszeitalter wird die Überprüfung und ggf. Revidierung konventioneller Interpretationsstrategien in nie gekanntem Maße relevant. Aufgrund der komplizierten Verschachtelung unterschiedlicher Kommunikationskonzepte und -Modelle in technischen Medien entfällt der Universalitätsanspruch einzelner Theorien zugunsten einer locker organisierten methodischen Kooperative, die es vermag, sich je nach Untersuchungsbereich entsprechend zu gruppieren.

Irakkrieg – welchen Verschwörungstheorien soll man den Vorzug geben?

Anlässlich der Gefahr oder sogar dem Beginn eines neuerlichen Golfkriegs wissen wir erneut nicht, was in Wahrheit läuft, sondern können eigentlich nur noch entscheiden, welchen Verschwörungstheorien wir jeweils den Vorzug geben sollen – den amerikanischen, den (alt-) europäischen oder den von vornherein anti-amerikanischen. Zwar kennen wir eine lange Vorgeschichte der realen Inszenierungen und Fingierungen, der Gerüchte und Verleumdungen, der Verschwörungstheorien und der sich selbst erfüllenden Prophezeiungen (gerade in Krisen-Zeiten), und es ist wohl auch möglich zu behaupten, diese Vorgeschichte sei ohnehin so lang wie die jeweilige Geschichte selbst, aber erleben wir jetzt, trotz der globalen Medienpräsenz oder gerade erst wegen ihr, drastische Ausweitungen und Steigerungen dieser längst bekannter Effekte?

Die Prinzessin, der Tod und die Medien

Die Medienereignisse im unmittelbaren Anschluß an den Tod und das Begräbnis der britischen Prinzessin Diana werden benutzt, um daran zwar spontan formulierte, aber medientheoretisch relevante Beobachtungen anzuschließen. Auch wenn es sich insgesamt um das größte Medienereignis der Geschichte handelt, so gilt der Blick doch dem, was für Medienereignisse prinzipiell exemplarisch ist, nämlich die Erzeugung einer Medienwirklichkeit mitsamt ihren Rezeptionsbedingungen.

Das Offene bei Stephane Mallarmé. Wie steht es um den Dialog zwischen Musik und Literatur?

Der französische Dichter Stephane Mallarmé vollzieht in seinem Oeuvre eine überaus spannende Entwicklung: Sie reicht von einer Literatur, die zunächst offen ist gegenüber den mannigfaltigen Abschattungen des Bedeutungsgehalts bis hin zur Konzeptualisierung eines offenen Buches, das selbst seine äußere Gestalt erst durch den Gestaltungswillen des Lesers erhält. Die Offenheit seiner Kunst bleibt über weite Strecken beeinflusst von seinem produktiven Verhältnis zur Musik. So formuliert er in einigen seiner Äußerungen die Gewissheit, wonach eine freie, referenzlose Sprache nur durch die Musikalisierung ihrer Strukturen erreichbar sei. Was hat es aber mit dem äußersten Refugium der Freiheit, der Formoffenheit im Livre auf sich, woraus schöpft es seine Kraft und welche Idee steht dahinter?

[ digitale medien | möglichkeits(t)räume | projekte | … ]

nic-las ist ein werkzeug für’s digitale und ein lebendiges digitales medium, das (mindestens teilweise) tut, was benutzer sich vorstellen wollen. nic-las schafft die möglichkeit, sich in bewegende-digitale räume einzuschreiben und dabei erst noch für sich und andere beobachtbar zu bleiben. basierend auf der systemtheorie von niklas luhmann liegen die basisoperationen in vielfältigen nicht-linearen verknüpfungsmöglichkeiten von textstellen und zitaten (automatische verknüpfungen nach keywords ebenso wie ein differenziertes meta-auszeichnungssystem etwa für personen- und sachregister oder zuordnungen und zugriffsrechte für verschiedene autorinnen) und in dynamischen diskursiven und kommunikativen operationen (wie intuitive und assoziative annotationen und kommentierungen). gerade diese verbindung von hierarchischen und rhizomatisch-assoziativen organisationsoptionen ermöglicht eine intertextuelle praxis des schreibens mit konstruktiven versunsicherungseffekten zwischen lesen und schreiben.

Hitler als Mythos und Medium der Literatur. Eine Rezension.

Welch eine glückliche Konstellation für eine germanistische und literaturwissenschaftliche Dissertation: eine äußerst anspruchsvolle Themenstellung, die zudem weitreichende kulturwissenschaftliche und historische Perspektiven öffnet, ein äußerst faszinierendes Textkorpus, das nicht unbedingt die bekanntesten Texte verzeichnet, das aber dennoch in seiner Vielfältigkeit überraschen kann. Doch das Entscheidende ist, dass beides auf die literarische Figur und die Person Hitlers bezogen ist. So konfrontiert Marcel Atze seine Leser gleich zu Beginn mit einer eigentümlichen Spannung: So problematisch und prekär es ist, sich Hitler als historisches Faktum zu vergegenwärtigen, so wenig führt dies zu einer umfassenden Verdrängung. Im Gegenteil, nicht nur in der Historiographie, selbst in der Literatur ist Hitler eigentümlich präsent. Und nimmt man die Literatur nur als ein kulturelles Paradigma, so ist zeigt es sich, wie aktuell Hitler noch immer ist.