Sämtliche Beiträge | 1997-2023


Schreiben zwischen sinnlicher Sprachlust und sprachtheoretischem Interesse

Die aus Japan stammende, in Deutschland lebende Schriftstellerin Yoko Tawada verwandelt die sprachliche und kulturelle Differenz zwischen Herkunftsland und Schreibort in eine Reflexion über Sprache und die Voraussetzungen und Bedingungen von Sprechen und Verstehen. Für sie ist Sprache weniger in ihrer Funktion als Kommunikationsmedium von Interesse, sondern sie rückt vielmehr die Erfahrung des Scheiterns von Kommunikation, der Irritation der Wahrnehmung in den Vordergrund. So illustrieren Tawadas ethnologisch-literarische Miniaturen eher die unhintergehbare Notwendigkeit, Bedeutung zuzuschreiben, als die geglückte Entzifferung von Welt-Zeichen.

Nomadenkleider für Nomandendenker. Christa de Carouge’s Kleider-Machen

Nomaden-Denken wird (in Gilles Deleuze’s Nietzsche-Lesebuch) über die Frage eingeführt, wer denn die jungen Nomaden wären? Wer die jungen Nietzsche Leser sind? Und was sie mit diesem nomadologisch-anders-zu-lesenden Nietzsche anfangen mögen? Folgt man der deleuzianischen Nomaden-Denker-Logik, dann besteht die Kunst des Nomadendenkens darin, sich nicht zu bewegen, sondern nur zu nomadisieren, um gewissermassen immer dem Ereignis folgend am gegenwärtig-gleichen Platz zu bleiben; indem es gelingt allen vorherrschenden & disziplinierenden Codes zu entgehen; indem es gelingt nomadische Einheiten in punktuellen Kämpfen und in Beziehungen zum Aussen zu erreichen. Dergestaltiges Nomadendenken erschliesst dann Einheiten in ausgreifend zu besetzenden Räumen, die nicht mit der inneren despotischen Einheit eingekerbt-kontrollierter Räume verglichen werden können. Nomadendenken schafft dann mechanische Bezüge zur Intuition, die sich (ganz selbstverständlich) ähnlich ereignishaft entfalten, wie die Kleider von Christa de Carouge, das Denken Nietzsches, oder das eben dort hineinprojizierte Nomadendenken von Deleuze.

Geschichte, Geschichten – HERstory, HISstoryMedien und die Sprache des Körpers

Auf den glatten Oberflächen der Fernsehschirme erscheinen Körper als austauschbare Elemente. Individualität ist hier nicht gefragt. Wie reagiert der Zuschauer auf diesen Teil seiner Realität? Hat der eigene Körper noch eine Stimme? Mit Julia Kristeva wird eine radikal-subjektive Sprachpraxis vorgestellt, aus der die individuelle Geschichte spricht.

Die Differenz von Wissenschaft und Essayistik

Die folgenden Überlegungen beschäftigen sich mit dem Unterschied zwischen Wissenschaft und Essay, wie er insbesondere bei der Medieninterpretation relevant wird. Sie spielen die Möglichkeit durch, diesen Unterschied selbst wiederum wissenschaftlich bzw. essayistisch zu begreifen. Die theoretische Grundlage für diese Überlegungen liefert die Systemtheorie. Sie erfordert eine komplexe Diskussion, was sich auch stilistisch niederschlägt.

Das Zusammenspiel von Fiktion und Realität. Der 11. September und die USA als Teil Hollywoods

Bietet Hollywood wieder einmal grenzenlos weit reichende Anregungen für die öffentliche, aber vor allem auch für die private Ausübung von Gewalt? Die frappierenden Ähnlichkeiten zwischen zahlreichen Hollywood-Filmen und den viel späteren Ereignissen des 11. September geben dem, so scheint es jedenfalls auf den ersten Blick, auch recht zu geben: In der Schlußszene des Films “Fight Club” (1999) stürzen ausgerechnet Zwillings-Türme in sich zusammen – zudem als Folge eines Terroranschlags. Der Film “Independence Day” (1998) wirkt jetzt über weite Strecken wie eine technisch etwas verbesserte Dokumentation der tatsächlichen Anschläge vom 11. September – angesichts der Bilder von brennenden und einstürzenden Hochhäusern in New York. Es gibt mehrere Filme, in denen Flugzeuge mit katastrophalen Folgen in Hochhäuser stürzen.

Once again: Is Hollywood offering its audience unlimited inspiration for exercising violence, both publicly and especially privately? Striking similarities between numerous Hollywood movies and the considerably later events of 9/11 seem to confirm this, at least at first glance: In the final scene of “Fight Club” (1999), we see the twin towers collapse – as a result of a terrorist attack. In hindsight, large parts of “Independence Day” (1998) seem like a technically improved documentation of the factual attacks of 9/11, presenting images of burning and collapsing sky scrapers in New York. And in several movies, air planes do hit skyscrapers and create havoc.

Medien und Gewalt. Wie sollen sich Eltern und Schüler verhalten?

Beim Thema “Medien und Gewalt” geht es im folgenden Aufsatz um übersichtliche Erklärungen und um sechs praktische Empfehlungen. Nicht alles, was man zu “Medien und Gewalt” rechnen kann, ist gleichermaßen schädlich. “Tom und Jerry” ist durchaus ganz anders einzuschätzen als etwa das seit dem Erfurter Anschlag berüchtigte Computerspiel “Counterstrike”.

Schöne neue Medienwelt. Das Rover-Debakel von BMW als Lehrstück fehlgeleiteter und manipulativer Kommunikation

Das angebliche Rover-Debakel von BMW ist in der Tat ein Lehrstück, nur anders, als allgemein angenommen wird. Es handelt sich eigentlich um ein BMW-Debakel, Rover spielt nur die Rolle der Marionette, die man nicht gut genug steuern konnte, ständig verhedderten sich die Fäden. Schuld daran ist aber nicht die Marionette. Beinahe hätte BMW ohne Not eine Traditionsmarke beerdigt.

Eine Nußecke ist eine Nußecke. Guildo Horn und die Dekonstruktion des Kultes

(Aktualisierte Fassung) Der Schlagersänger Guildo Horn hat sich selbst als mediales Kunstprodukt entworfen und dabei einen immensen Kult um seine eigene Person erzeugt. Als er Ende Februar 1998 mit dem Lied “Guildo hat Euch lieb” bei der deutschen Vorentscheidung für den Grand Prix d’Eurovision de la Chanson antrat, sorgte seine enthusiastische Anhängerschaft für seinen Sieg. Anfang Mai 1998 beim Grand Prix selbst reichte es immerhin für den siebten Platz. Der durch mediale Strategien erzeugte Kult um Guildo Horn besitzt gegenüber herkömmlichen Kulten eine neue Qualität, es handelt sich um einen dekonstruierten Kult.

Die grenzenlose Freiheit der Chat-Kommunikation – eine Illusion?

Durch das Internet ergeben sich neue Formen computervermittelter Kommunikation. Zu den wichtigsten zählen die elektronische Post (E-Mail), die Newsgroups und Chatlines. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit den Internet-Chatlines (IRC), mit “Kommunikationsräumen”, die über Internet kontaktiert werden können und einer unbegrenzten Anzahl von Kommunikationsteilnehmern eine zeitgleiche Kommunikation ermöglichen. Im besonderen wird auf Kontroll- und Machtmechanismen eingegangen, die es ermöglichen, den eigenen Kontrollbereich auszuweiten und darüber hinaus den Kontrollbereich anderer Chatter einzuschränken. Es gilt zu klären, ob sich die Chat-Kommunikation hierbei von anderen Kommunikationsformen unterscheidet.

Talkshows unter medienethischen, medienästhetischen und mediendidaktischen Gesichtspunkten

Im vorliegenden Artikel wird zunächst nach der Berechtigung gefragt, sog. Talkshows unter medienlinguistischen Gesichtspunkten zu untersuchen. Talkshows liefern als “Quasitranskripte” unablässig ein vielfältig relevantes Material gesprochener deutscher Standardsprache. Der Autor befaßt sich insbesondere mit den verschiedenen Arten von Image-Destruktionen bzw. Image-Wahrung in Talkshows. In diesem Zusammenhang werden kommunikationsethische Modelle von Habermas bis Kos diskutiert. Für die medienlinguistische- und medienpädagogische Praxis wird mit Grice, Wimmer und Doelker versucht, zu handlungstheoretischen Ansätzen zu kommen. Es geht darum, Modelle zu erstellen, mit denen komplexe Redeereignisse in Talkshows erfaßt, bearbeitet und bewertet werden können. Von besonderem Interesse sind Raster auf empirischer Basis.