Sämtliche Beiträge | 1997-2023


Die Idee der Kultur und die Kulturwissenschaften

In seinem programmatischen Aufsatz „Dichte Beschreibung“ bezieht sich Clifford Geertz (in: ders.: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt a.M. 1987, S.7-43) auf eine Idee von Susanne K. Langer, wonach sich bestimmte Ideen entwickeln, die eine Zeitlang die fundamentale Lösung konzeptionell-theoretischer Probleme der Wissenschaft(en) versprechen und irgendwann einmal in Selbstverständlichkeit übergehen. Zu einer solchen grande idée gehört der Kulturbegriff. In der Tat hat der Kulturbegriff eine beeindruckende Konjunktur hinter sich. Dabei muss man allerdings differenzieren. Das Nachdenken über Kultur ist so alt wie die Kultur selbst. Neu aber ist, so etwas wie Kulturwissenschaft theoretisch zu begründen und praktisch zu institutionalisieren. Objekt- und Metaebene bedingen sich dabei gegenseitig. So wie auf der einen Seite die Idee einer Kulturwissenschaft oder der Kulturwissenschaften generell vorangetrieben wird, so bringt dies auch neue Formen des Nachdenkens über Kultur mit sich. In diesem Kontext werden zahlreiche mittlerweile historische Formen von Kulturphilosophie und anderen Kulturkonzeptionen aktualisiert.

Die Wiedergeburt der Interpretation aus dem Geiste Luhmanns.

Was ist Literatur – als Medium? Folgt man Oliver Jahraus, sollte man zur Beantwortung dieser Frage zunächst ein Telefonat mit einem Briefwechsel vergleichen. Mündliche Kommunikation, auch ohne Sichtkontakt, läuft und läuft und läuft, ein Wort gibt das andere, und die Frage, ob man „richtig“ verstanden wurde, mag für die Beteiligten wichtig sein, kommunikationstheoretisch gesehen bleibt sie weitgehend irrelevant. Denn das Verstehen kontrolliert sich wechselseitig, sodass sich die Hauptsache, die Kommunikation selbst, gewöhnlich problemlos fortprozessiert.

Mediale Lebenssteigerungen – das Werther-Syndrom. Anmerkungen zu Bernd Scheffers „Medien als Passion“

Die Frage, warum Menschen seit jeher hinter den Medien her seien, verbindet sich analog betrachtet mit der medialen Bedeutung einer literarischen Figur, die nicht ohne Wirkung auf das Geistesleben ihrer Zeit und auch unserer Zeit geblieben ist – und dies nicht nur in der Hinsicht, dass der Erfolgsroman, in dem diese Figur in Erscheinung tritt, eine umstrittene „Flut“ der Selbstmordintentionen auslöste.

Medien als Passion (Einleitung)

Warum sind Menschen seit jeher derart hinter den Medien her? Eine der möglichen Antworten lautet: Medien ermöglichen Lebenssteigerungen in allen nur denkbaren Ausprägungen. – Der folgende Artikel stellt die Einleitung zu einem gleichnamigen Buch dar. Es geht u. a. darum, ausufernde, vernachlässigte oder diffus gewordene Fragen nach der Funktion von Medien wieder auf einige Kernfragen zuzuspitzen und diskutable Antworten dabei voranzutreiben. (Im Anschluß an diesen Artikel entstand: Reiner Matzker “Mediale Lebenssteigerungen – das Werther-Syndrom Anmerkungen zu Bernd Scheffers „Medien als Passion“)

“… durchs Lieferantentürli in die Paläste der Literatur” – Robert Walser und der Erfolg

Der Schweizer Schriftsteller Robert Walser gilt jedenfalls bei Experten längst als Klassiker der Moderne. Seine Erfolglosigkeit zu Lebzeiten wird bis heute allerdings als Zeichen von Qualität gewertet. Dürfen wir uns – wieder einmal- genussvoll an einem Dichter schadlos halten, der vielleicht doch zu viel für das Schreiben seiner eigenen Texte geopfert hat?

Was ist Medienwirklichkeit? Oder: We got him!

Was ist eigentlich Medienwirklichkeit? Das heißt, dass nicht die Wirklichkeit wirklich ist, nicht das Wirkliche die Wirklichkeit bestimmt, sondern das Mediale wirklich ist und die Medien wirklich sind. Medienwirklichkeit ist charakterisiert durch den Umstand, dass nicht die Nachricht eines Faktums unsere Wirklichkeit bestimmt, sondern die Art und Weise ihrer medialen Inszenierung. Das klingt zu abstrakt? Nehmen wir ein Beispiel: […]

Das Romantik-Handbuch von Helmut Schanze – ein romantisches Hand-Buch?

Seit 2001 war es vergriffen, und jetzt wurde es, leicht aktualisiert, wieder aufgelegt – das Romantik-Handbuch von Helmut Schanze. Dieser Umstand beweist nicht nur die große Resonanz und die starke Nachfrage, die dieses Buch ausgelöst hat, sondern das ist auch Anlass genug, noch einmal einen Blick in dieses immerhin über 800 Seiten starke, dennoch im Taschenbuch-Format gedruckte Buch zu werfen.

Interpretation und Lebensroman: Inhaltsverzeichnis, Vorwort und Download des gesamten Textes

Wie lassen sich veränderte Handlungsmöglichkeiten für den Umgang mit Literatur vorschlagen? Wie entwirft man, ausgehend von „konstruktivistischen“ Grundannahmen, Kunst und darin vor allem Literatur, damit sie neuerlich folgenreich erscheinen? Der in weiten Teilen der Kunst- und Literaturtheorie zu beobachtende strikte Gegensatz von Kunst und Wirklichkeit löst sich zunehmend auf zugunsten von neuen Möglichkeiten für die Produktion und Rezeption von Kunst und Literatur: Kunst und Literatur werden jetzt weniger als emphatische Gegenentwürfe, als utopische Korrektive, als großartige Mythen, nicht als phantastische Entschädigungen für fundamentale Mängel verstanden, sondern als selbstverständliche, alltägliche Demonstrationen der Irritation und (Neu-)Konstruktion von Wirklichkeit. Relationen des gegenseitigen komplexen Einflusses wie etwa Verzögerungen und Beschleunigungen spielen in antagonistischen Modellen von Kunst und Wirklichkeit eine zu geringe Rolle.

Wer wählt schon Arnold Schwarzenegger?

Sowohl diejenigen, die Arnold Schwarzenegger zum Gouverneur von Kalifornien gemacht haben, als auch diejenigen, die ihn ablehnen, folgen einem Schema, das durch Arnold Schwarzenegger in die Politik gebracht wurde, nämlich einem typischen Medienschema des Helden, der die Probleme beseitigen wird. Arnold Schwarzenegger hat dieses Schema intensiv ausgenutzt und war in dieser Hinsicht vielleicht klüger als manche Kritiker, die Medien und Politik verwechselt haben.

Den ganzen Luhmann in einem Band. Eine Rezension.

Im Wintersemester 1991/92 hat Niklas Luhmann an der Universität Bielefeld eine Vorlesung mit dem Titel Einführung in die Systemtheorie gehalten. Die Vorlesung wurde frei, wenn auch nahezu druckreif gehalten, wie Dirk Baecker in seinem Vorwort berichtet, und sie wurde aufgezeichnet. Das vorliegende Buch ist die Transkription dieser Aufzeichnung, die nur sehr behutsam, wie der Herausgeber angibt, den Text der schriftlichen Form anpasst.