Jahresarchive | 1997-2003

Das originale Publikationsdatum der Beiträge, die vor dem 25.08.2003 erschienen, ist nicht mehr präzise zu eruieren.


Schriftlichkeit – Mündlichkeit

Der folgende Artikel zeichnet die historische Entwicklung der Schrift nach. Dabei wird davon ausgegangen, daß die spezifische Entwicklung der Materialität der Zeichen die unterschiedlichen Medientechnologien ermöglicht, die die historischen Kulturstufen bis in die Gegenwart prägen. Rede und Schrift bedingen sich einander und trennen gleichzeitig die Kulturen. Ausschlaggebend für die Entwicklung von Kulturen erscheint die Kapazität ihrer Medien. Andererseits wird deutlich gemacht, daß spezifische historische Umwälzungen nicht automatisch als einschneidend bezeichnet werden können. Standardisierungen präsentieren sich als entscheidender Faktor für die umfassende Entwicklung der Schriftkulturen.

Medien und Fremdenfeindlichkeit. Alltägliche Gerüchte, andauernde Paradoxien,normale Zynismen

Medien sind entscheidend mitverantwortlich für Fremdenfeindlichkeit, da die Unterscheidung zwischen den „guten Eigenen“ und den „bösen Fremden“ ein Grundzug der Medienberichterstattung ist. Der Ansicht, daß Medien durch Aufklärung fremdenfeindliche Gewalt bekämpfen könnten, muß mit Skepsis begegnet werden. Gerade der „Zwang“ zur medialen Beachtung von Gewalttaten kann Gewalttaten erst provozieren. Allenfalls die Beobachtung, daß die Wirtschaft „Fremde“ immer mehr als Zielgruppe entdeckt, könnte Anlaß für einen gewissen Optimismus sein, daß Ausländer in den Medien nicht mehr als das „völlig andere“ dargestellt und denunziert werden.

Emergentes Erzählen. Der Bildschirmschoner “Johnny Castaway”

“The world’s first story-telling, screen saver cartoon” (Eigendarstellung des Herstellers) kann beispielhaft für emergente, zufallsgesteuerte Formen des Erzählens betrachtet werden, wie sie im Umkreis der ‘neuen Medien’ auftauchen und sich von den einst zur ‘Subkultur’ gerechneten kurzen und kürzesten Erzählgattungen wie Witzen und Comics unterscheiden. Diese Formen sind zugleich Schlüsselbeispiele für eine ‘konstruktivistische’ Literaturtheorie. Zu fragen wäre nach der Entstehung von ‘Handlungen’ und Sinn aus stark reduzierten, scheinbar zusammenhanglosen Elementen.

Kennzeichen der “Soap Opera”. Zur unterschiedlichen Aktualisierung in deutschen und amerikanischen Fernsehserien

Die “Soap Opera” ist als fiktionale Familienserie in ein weitreichendes Bezugssystem eingebunden: In ihr spiegelt sich nicht nur unterschiedliche Wertehaltungen einzelner Gesellschaften – auch Charakteristika populärer Film- und Femsehgenres werden miteinander kombiniert. Der Aufsatz untersucht am Beispiel repräsentativer amerikanischer und deutscher “Soap Operas” die Kontinuität und den Wandel inhaltlicher und dramaturgischer Elemente, wobei besonders die Darstellung gruppenspezifischer Handlungsweisen im Mittelpunkt steht.

Medieneffekte: Metaphysik, Mythos, Mystik. Eine Rezension

Der fünfte Band der Reihe Medienwissenschaft versteht sich als Forschungsbericht über die Diskussion des Verhältnisses von Fakt und Fiktion vor dem Hintergrund des Verhältnisses von Medien und Metaphysik, Mythos und Mystik; und die Aufgabe der Herausgeber besteht darin, Beiträge nicht nur zu einer Buchbinderlösung zusammenzuführen, sondern sie so thematisch auszurichten, dass sie zugleich einen aktuellen Querschnitt über eine laufende Debatte bzw. den Fokus derzeit aktiver Forschungsanstrengungen geben. Keine leichte Aufgabe, wie es sich schon in der Zweigleisigkeit der beiden Titelbegriffe deutlich wird: Metaphysik und Fiktion. Doch wo beide Begriffe mit den Medien einerseits und mit einem gewissen Diskussionsstand der Medienwissenschaft andererseits in Verbindung gebracht werden, rücken sie doch wieder näher zusammen.

Vom Buch zum Internet? Über die Auswirkungen von Hypertext auf Text und Literatur

Das Internet verändert die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche. Der vorliegende Artikel betrachtet die Auswirkungen, die sich durch Internet und Hypertext für Text und Literatur ergeben. Die neue Form der Netzliteratur mit ihren Eigenschaften Nichtlinearität, Links und Hypermedia werden erörtert und die daraus resultierenden jeweils neuen Rollen von Autor und Leser thematisiert.

Ordnung braucht der Mensch! Überlegungen zum Konstruktionsprinzip von Matrix (1. Teil) und der Notwendigkeit von Religion (2. Teil)

Folgende Überlegungen beschäftigen sich mit dem Kinohit “Matrix”, der von vielen als den besten Film des letzten Jahres, von einigen in aller Bescheidenheit gar als DER Film des nächsten Jahrtausend verkündet wurde. Einer näheren Untersuchung ist “Matrix” schon deswegen würdig, weil es ihm gelungen ist, so unterschiedliche Zielgruppen wie z.B. 16-jährige Actionfans und promovierte Akademiker anzusprechen, obgleich ihm ein Weltbild zugrunde liegt, das nüchtern betrachtet reichlich unglaubwürdig erscheint: Eine Erlöserfigur soll die ahnungslose Menschheit aus ihrem durch intelligente Maschinen versklavten Dasein retten. Wie gelingt es dem Film, diese Vorstellung glaubhaft zu machen, und warum wird dabei so hartnäckig auf eine Vielzahl religiöser Vorstellungen zurückgegriffen?

“Welch Schauspiel! Aber ach! ein Schauspiel nur!”. Fußball und Theater

Der Essay zeigt, wie eng Fußball und Schauspiel/Theater/Drama zusammenhängen. Dabei wird nicht nur einer Vielzahl von sprachlichen und insbesondere metaphorischen Entsprechungen nachgespürt, in denen sich die beiden Publikumsereignisse wechselseitig interpretieren, sondern auch gezeigt, auf welchen medialen Grundlagen, Erfahrungen und Rezeptionsdispositionen diese Entsprechungen beruhen.

Wozu Kultur? Ein Plädoyer

Die Politik der Bayerischen Staatsregierung, die Universitäten immer stärker mit der Wirtschaft zu vernetzen, führt zu einer (ganz bewußten?) Vernachlässigung der Geisteswissenschaften. Unser Autor fragt sich in seiner Polemik, welches Verständnis von Kultur derzeit im deutschsprachigen Raum überhaupt herrscht.