Kritik


Aufklärer in der Blogosphäre. Stefan Krempls Krieg und Internet. Ausweg aus der Propaganda?

Stell dir vor es ist Krieg und keiner sieht fern. Dies ist, überspitzt ausgedrückt, das Szenario das Stefan Krempl in seinem Buch Krieg und Internet. Ausweg aus der Propaganda? für die Zukunft entwirft. Denn die etablierten Massenmedien sind in den Verdacht der Desinformation geraten, zuletzt im Irak-Krieg, aber auch in anderen Konflikten der jüngsten Vergangenheit. Immer mehr Menschen sehen sich deshalb nach alternativen Informationsquellen um, und zwar nahe liegender Weise vor allem im Internet.

Die Idee der Kultur und die Kulturwissenschaften

In seinem programmatischen Aufsatz „Dichte Beschreibung“ bezieht sich Clifford Geertz (in: ders.: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt a.M. 1987, S.7-43) auf eine Idee von Susanne K. Langer, wonach sich bestimmte Ideen entwickeln, die eine Zeitlang die fundamentale Lösung konzeptionell-theoretischer Probleme der Wissenschaft(en) versprechen und irgendwann einmal in Selbstverständlichkeit übergehen. Zu einer solchen grande idée gehört der Kulturbegriff. In der Tat hat der Kulturbegriff eine beeindruckende Konjunktur hinter sich. Dabei muss man allerdings differenzieren. Das Nachdenken über Kultur ist so alt wie die Kultur selbst. Neu aber ist, so etwas wie Kulturwissenschaft theoretisch zu begründen und praktisch zu institutionalisieren. Objekt- und Metaebene bedingen sich dabei gegenseitig. So wie auf der einen Seite die Idee einer Kulturwissenschaft oder der Kulturwissenschaften generell vorangetrieben wird, so bringt dies auch neue Formen des Nachdenkens über Kultur mit sich. In diesem Kontext werden zahlreiche mittlerweile historische Formen von Kulturphilosophie und anderen Kulturkonzeptionen aktualisiert.

Die Wiedergeburt der Interpretation aus dem Geiste Luhmanns.

Was ist Literatur – als Medium? Folgt man Oliver Jahraus, sollte man zur Beantwortung dieser Frage zunächst ein Telefonat mit einem Briefwechsel vergleichen. Mündliche Kommunikation, auch ohne Sichtkontakt, läuft und läuft und läuft, ein Wort gibt das andere, und die Frage, ob man „richtig“ verstanden wurde, mag für die Beteiligten wichtig sein, kommunikationstheoretisch gesehen bleibt sie weitgehend irrelevant. Denn das Verstehen kontrolliert sich wechselseitig, sodass sich die Hauptsache, die Kommunikation selbst, gewöhnlich problemlos fortprozessiert.

Das Romantik-Handbuch von Helmut Schanze – ein romantisches Hand-Buch?

Seit 2001 war es vergriffen, und jetzt wurde es, leicht aktualisiert, wieder aufgelegt – das Romantik-Handbuch von Helmut Schanze. Dieser Umstand beweist nicht nur die große Resonanz und die starke Nachfrage, die dieses Buch ausgelöst hat, sondern das ist auch Anlass genug, noch einmal einen Blick in dieses immerhin über 800 Seiten starke, dennoch im Taschenbuch-Format gedruckte Buch zu werfen.

Den ganzen Luhmann in einem Band. Eine Rezension.

Im Wintersemester 1991/92 hat Niklas Luhmann an der Universität Bielefeld eine Vorlesung mit dem Titel Einführung in die Systemtheorie gehalten. Die Vorlesung wurde frei, wenn auch nahezu druckreif gehalten, wie Dirk Baecker in seinem Vorwort berichtet, und sie wurde aufgezeichnet. Das vorliegende Buch ist die Transkription dieser Aufzeichnung, die nur sehr behutsam, wie der Herausgeber angibt, den Text der schriftlichen Form anpasst.

Schlag nach bei Schanze. Ein Lexikon zur Medientheorie und Medienwissenschaft

Helmut Schanze Bemühungen für eine Medienwissenschaft, wie sie sich, bei weitem nicht zum ersten Mal in dem vorliegenden Lexikon ausdrücken, können heute vielleicht noch gar nicht richtig eingeschätzt werden; vielleicht muss man erst die Rezeptionsgeschichte seiner grundlegenden Bücher abwarten. Bereits im Jahre 2001 hat er ein „Handbuch der Mediengeschichte“ im Kröner-Verlag herausgegeben, und ein Jahr später nun dieses „Schwesterwerk“ (S.VIII), dieses Lexikon im Metzler Verlag. Es war im Grunde genommen nur eine Frage der Zeit, bis der Metzler Verlag seine inzwischen stark ausgebaute Reihe von Lexika zu aktuellen kulturwissenschaftlichen Forschungsfeldern auch um das fällige Lexikon zur Medienwissenschaft erweitern würde.

Hitler als Mythos und Medium der Literatur. Eine Rezension.

Welch eine glückliche Konstellation für eine germanistische und literaturwissenschaftliche Dissertation: eine äußerst anspruchsvolle Themenstellung, die zudem weitreichende kulturwissenschaftliche und historische Perspektiven öffnet, ein äußerst faszinierendes Textkorpus, das nicht unbedingt die bekanntesten Texte verzeichnet, das aber dennoch in seiner Vielfältigkeit überraschen kann. Doch das Entscheidende ist, dass beides auf die literarische Figur und die Person Hitlers bezogen ist. So konfrontiert Marcel Atze seine Leser gleich zu Beginn mit einer eigentümlichen Spannung: So problematisch und prekär es ist, sich Hitler als historisches Faktum zu vergegenwärtigen, so wenig führt dies zu einer umfassenden Verdrängung. Im Gegenteil, nicht nur in der Historiographie, selbst in der Literatur ist Hitler eigentümlich präsent. Und nimmt man die Literatur nur als ein kulturelles Paradigma, so ist zeigt es sich, wie aktuell Hitler noch immer ist.

Das unbequeme Zeichenverhältnis eines hybriden Mediums. Beiträge zu einer Ästhetik des Comic

Einmal zugestanden, daß kein Leser von einem zweihundertseitigen Sammelband eine umfassende Ästhetik des Comic erwartet: Hier ist sehr kurz sehr viel beschrieben und erklärt worden. Einige Beiträge stammen von einer gleichnamigen Tagung aus dem Jahr 1994, was ihnen durchaus anzumerken ist: So führen etliche Scott McClouds zentralen Band Understanding Comics (1993), kein einziger dagegen den Nachfolger Reinventing Comics (2000) im (ohnehin oft sehr knappen) Literaturverzeichnis auf.

Die Kultur und ihre Narrative. Eine Rezension

Das vorliegende Buch von Wolfgang Müller-Funk ist das Ergebnis eines Forschungsauftrages, dessen Ziel “eine methodisch orientierte Einführung in die Kulturwissenschaften” (S.VII) war. Die daraus entstandene Studie erfüllt diesen Auftrag, indem sie die Kulturwissenschaft auf eine narrative Theorie der Kultur stützt. Das beinhaltet, dass Kultur insgesamt “als ein mehr oder weniger geordnetes, aber nicht zwangsläufig hierarchisches System von Erzählungen” begriffen wird (S.172).

Medieneffekte: Metaphysik, Mythos, Mystik. Eine Rezension

Der fünfte Band der Reihe Medienwissenschaft versteht sich als Forschungsbericht über die Diskussion des Verhältnisses von Fakt und Fiktion vor dem Hintergrund des Verhältnisses von Medien und Metaphysik, Mythos und Mystik; und die Aufgabe der Herausgeber besteht darin, Beiträge nicht nur zu einer Buchbinderlösung zusammenzuführen, sondern sie so thematisch auszurichten, dass sie zugleich einen aktuellen Querschnitt über eine laufende Debatte bzw. den Fokus derzeit aktiver Forschungsanstrengungen geben. Keine leichte Aufgabe, wie es sich schon in der Zweigleisigkeit der beiden Titelbegriffe deutlich wird: Metaphysik und Fiktion. Doch wo beide Begriffe mit den Medien einerseits und mit einem gewissen Diskussionsstand der Medienwissenschaft andererseits in Verbindung gebracht werden, rücken sie doch wieder näher zusammen.