Sämtliche Beiträge | 1997-2023


Literatur, Lebenshilfe, Laptop – eine didaktische Observation

Das Jahr 1999 bietet Anlass für eine ironische Observation, in der das Literaturdidaktische zugleich Perspektive und Gegenstand ist. Der Blick richtet sich auf die Literaturwissenschaft sowie auf das Verhältnis von Literaturdidaktik und Literaturunterricht. Die “empirische” Basis sind Kurzprotokolle von Unterrichtsstunden aus 50 Jahren über ein Hauptwerk der Nachkriegslyrik. Es erweist sich, dass die Literaturwissenschaft in ihrem Kampf um Gegenstand und Diskurshoheit von der Didaktik lernen könnte und dass die praktische Folgenlosigkeit literaturdidaktischer Theorie ein Mythos ist. Am Ende ein Ausblick auf die Zukunft von Literaturunterricht, -wissenschaft und -didaktik unter den Bedingungen totaler Medialität.

Das Fleisch wird Wort. Zur kulturellen Praxis der Körperbeschriftung.

Der vorliegende Artikel führt eine Diskussion weiter, die in den “Medienobservationen” von Julia Böllhoff mit “Geschichte, Geschichten – HERstory, HIStory” angeregt wurde. Was wird im Medienzeitalter aus dem Körper? Gegenwärtig ist in Kunst, Populär- und Alltagskultur eine Lust am “nicht-naturalistischen”, am gestylten und inszenierten, d.h. am anderen Körper zu beobachten. Die Rolle der Medien dabei läßt sich nur paradox beschreiben: Einerseits präsentieren sie uns andere, sinnliche und extreme Körper, andererseits koppeln sie mit ihren “nur” simulierten und virtuellen Welten unsere Körper von sinnlichen Erfahrungen ab. Dies führt einerseits dazu, daß die Praxis ungewöhnlicher Körperinszenierungen längst ein kulturelles Phänomen ist und bedingt andererseits den extremen Wunsch nach Realität, wie er sich in der Popularisierung des Schmerzerlebens zeigt.

Das öffentliche Abenteuer. Greenpeace und die Medien

Letztes Jahr versuchte der Ölkonzern Shell die Bohrinsel “Brent Spar” in der Nordsee zu versenken. Greenpeace führte einen erbitterten Kampf gegen Shell und zwang den Konzern in die Knie. Die Medien spielten in diesem Szenario eine wichtige Rolle. nach einer theoretische Skizze der Abenteuer-Komunikation diskutiert dieser Artikel das Verhältnis von Greenpeace und seinem medienvermittelten Image. Die Analyse der Presseberichterstattung über den Konflikt um die “Brent Spar” stützt sich auf zwei deutsche Zeitungen (BILD und FAZ) und zwei Nachrichtenmagazine (FOCUS und SPIEGEL).

Die Verfilmung von “Herr der Ringe”

Der folgende Artikel geht umfassend auf die Verfilmung des ersten Teils von Tolkiens “Herrn der Ringe” ein und untersucht entlang der wichtigsten Parameter den Weg vom Buch zum Film. Insbesondere werden dabei sowohl Buch-Film-Textvergleiche angestellt, produktions- und Rezeptionsfaktoren erörtert, Specials-Effects durchleuchtet und sogar eine Beispielsequenz besprochen.

Schriftlichkeit – Mündlichkeit

Der folgende Artikel zeichnet die historische Entwicklung der Schrift nach. Dabei wird davon ausgegangen, daß die spezifische Entwicklung der Materialität der Zeichen die unterschiedlichen Medientechnologien ermöglicht, die die historischen Kulturstufen bis in die Gegenwart prägen. Rede und Schrift bedingen sich einander und trennen gleichzeitig die Kulturen. Ausschlaggebend für die Entwicklung von Kulturen erscheint die Kapazität ihrer Medien. Andererseits wird deutlich gemacht, daß spezifische historische Umwälzungen nicht automatisch als einschneidend bezeichnet werden können. Standardisierungen präsentieren sich als entscheidender Faktor für die umfassende Entwicklung der Schriftkulturen.

Medien und Fremdenfeindlichkeit. Alltägliche Gerüchte, andauernde Paradoxien,normale Zynismen

Medien sind entscheidend mitverantwortlich für Fremdenfeindlichkeit, da die Unterscheidung zwischen den „guten Eigenen“ und den „bösen Fremden“ ein Grundzug der Medienberichterstattung ist. Der Ansicht, daß Medien durch Aufklärung fremdenfeindliche Gewalt bekämpfen könnten, muß mit Skepsis begegnet werden. Gerade der „Zwang“ zur medialen Beachtung von Gewalttaten kann Gewalttaten erst provozieren. Allenfalls die Beobachtung, daß die Wirtschaft „Fremde“ immer mehr als Zielgruppe entdeckt, könnte Anlaß für einen gewissen Optimismus sein, daß Ausländer in den Medien nicht mehr als das „völlig andere“ dargestellt und denunziert werden.

Emergentes Erzählen. Der Bildschirmschoner “Johnny Castaway”

“The world’s first story-telling, screen saver cartoon” (Eigendarstellung des Herstellers) kann beispielhaft für emergente, zufallsgesteuerte Formen des Erzählens betrachtet werden, wie sie im Umkreis der ‘neuen Medien’ auftauchen und sich von den einst zur ‘Subkultur’ gerechneten kurzen und kürzesten Erzählgattungen wie Witzen und Comics unterscheiden. Diese Formen sind zugleich Schlüsselbeispiele für eine ‘konstruktivistische’ Literaturtheorie. Zu fragen wäre nach der Entstehung von ‘Handlungen’ und Sinn aus stark reduzierten, scheinbar zusammenhanglosen Elementen.

Kennzeichen der “Soap Opera”. Zur unterschiedlichen Aktualisierung in deutschen und amerikanischen Fernsehserien

Die “Soap Opera” ist als fiktionale Familienserie in ein weitreichendes Bezugssystem eingebunden: In ihr spiegelt sich nicht nur unterschiedliche Wertehaltungen einzelner Gesellschaften – auch Charakteristika populärer Film- und Femsehgenres werden miteinander kombiniert. Der Aufsatz untersucht am Beispiel repräsentativer amerikanischer und deutscher “Soap Operas” die Kontinuität und den Wandel inhaltlicher und dramaturgischer Elemente, wobei besonders die Darstellung gruppenspezifischer Handlungsweisen im Mittelpunkt steht.

Medieneffekte: Metaphysik, Mythos, Mystik. Eine Rezension

Der fünfte Band der Reihe Medienwissenschaft versteht sich als Forschungsbericht über die Diskussion des Verhältnisses von Fakt und Fiktion vor dem Hintergrund des Verhältnisses von Medien und Metaphysik, Mythos und Mystik; und die Aufgabe der Herausgeber besteht darin, Beiträge nicht nur zu einer Buchbinderlösung zusammenzuführen, sondern sie so thematisch auszurichten, dass sie zugleich einen aktuellen Querschnitt über eine laufende Debatte bzw. den Fokus derzeit aktiver Forschungsanstrengungen geben. Keine leichte Aufgabe, wie es sich schon in der Zweigleisigkeit der beiden Titelbegriffe deutlich wird: Metaphysik und Fiktion. Doch wo beide Begriffe mit den Medien einerseits und mit einem gewissen Diskussionsstand der Medienwissenschaft andererseits in Verbindung gebracht werden, rücken sie doch wieder näher zusammen.

Vom Buch zum Internet? Über die Auswirkungen von Hypertext auf Text und Literatur

Das Internet verändert die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereiche. Der vorliegende Artikel betrachtet die Auswirkungen, die sich durch Internet und Hypertext für Text und Literatur ergeben. Die neue Form der Netzliteratur mit ihren Eigenschaften Nichtlinearität, Links und Hypermedia werden erörtert und die daraus resultierenden jeweils neuen Rollen von Autor und Leser thematisiert.