Sämtliche Beiträge | 1997-2023


Ordnung braucht der Mensch! Überlegungen zum Konstruktionsprinzip von Matrix (1. Teil) und der Notwendigkeit von Religion (2. Teil)

Folgende Überlegungen beschäftigen sich mit dem Kinohit “Matrix”, der von vielen als den besten Film des letzten Jahres, von einigen in aller Bescheidenheit gar als DER Film des nächsten Jahrtausend verkündet wurde. Einer näheren Untersuchung ist “Matrix” schon deswegen würdig, weil es ihm gelungen ist, so unterschiedliche Zielgruppen wie z.B. 16-jährige Actionfans und promovierte Akademiker anzusprechen, obgleich ihm ein Weltbild zugrunde liegt, das nüchtern betrachtet reichlich unglaubwürdig erscheint: Eine Erlöserfigur soll die ahnungslose Menschheit aus ihrem durch intelligente Maschinen versklavten Dasein retten. Wie gelingt es dem Film, diese Vorstellung glaubhaft zu machen, und warum wird dabei so hartnäckig auf eine Vielzahl religiöser Vorstellungen zurückgegriffen?

“Welch Schauspiel! Aber ach! ein Schauspiel nur!”. Fußball und Theater

Der Essay zeigt, wie eng Fußball und Schauspiel/Theater/Drama zusammenhängen. Dabei wird nicht nur einer Vielzahl von sprachlichen und insbesondere metaphorischen Entsprechungen nachgespürt, in denen sich die beiden Publikumsereignisse wechselseitig interpretieren, sondern auch gezeigt, auf welchen medialen Grundlagen, Erfahrungen und Rezeptionsdispositionen diese Entsprechungen beruhen.

Wozu Kultur? Ein Plädoyer

Die Politik der Bayerischen Staatsregierung, die Universitäten immer stärker mit der Wirtschaft zu vernetzen, führt zu einer (ganz bewußten?) Vernachlässigung der Geisteswissenschaften. Unser Autor fragt sich in seiner Polemik, welches Verständnis von Kultur derzeit im deutschsprachigen Raum überhaupt herrscht.

COSIGN 2001 – Ein Bericht

Vom 10. bis 12. September fand am Centrum voor Wiskunde en Informatica (CWI) in Amsterdam unter dem Titel COSIGN 2001 die erste Konferenz zum Thema „Computational Semiotics for Games and the New Media” statt. Die Idee zu dieser Zusammenkunft von Informatikern, Medienschaffenden, Künstlern, Theoretikern und Kritikern war ursprünglich aus einem Mangel heraus entstanden, was das gemeinsame Vokabular von Forschern und Entwicklern im Bereich der neuen Medien betrifft. Das primäre Anliegen der Veranstalter war daher die Entwicklung einer Sprache, die eine Verständigung über Phänomene der Codierung und Vermittlung von Sinn in der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine erlaubt. Im Vordergrund standen dabei allerdings nicht kommunikationswissenschaftliche Modelle der „Befehlsübermittlung”, sondern komplexe interaktive Systeme, die oft eine soziale Funktion erfüllen und dabei auf verschiedenen Sinnebenen gleichzeitig operieren.

‘Hygiene im Äther’ oder die verpaßte Realität. Karl-Eduard von Schnitzler und der ‘Der Schwarze Kanal’

Als sich Karl-Eduard von Schnitzler am 30.10.1989 mit seiner Sendung ‚Der Schwarze Kanal‘ nach fast dreißig Jahren vom Bildschirm verabschiedete, ging eine Ära des DDR-Fernsehens zu Ende. Wohl kaum ein zweiter Journalist der DDR erreichte jenen Bekanntheitsgrad, wohl kaum eine andere offizielle Stimme sorgte dauerhaft für ähnlich erhitzte Gemüter, wie die polemisch-aggressiven Haßtiraden von Schnitzlers. Trotz dieser Begebenheiten ist das ‘Phänomen’ dieser Wochenschau ins westliche Fernsehen bisher nur ungenügend ergründet, was sich auch daran zeigt, welches Interesse immer noch an der Person von Schnitzlers und seiner journalistischen Denkart besteht. Obwohl mittlerweile in Rente und keine offizielle Meinung mehr verkündend, wird Karl-Eduard von Schnitzler mit seinen mittlerweile 80 Jahren nicht müde, seine sozialistischen Gedanken weiter zu verbreiten.

Roberto Simanowski: Interfictions. Eine Rezension

Wer sich in irgendeiner Form mit den elektronischen Spielarten der Literatur beschäftigt, dem begegnet früher oder später der Name Roberto Simanowski. Der Herausgeber des “Magazins zu Werken und Theorie der digitalen Literatur und Kunst”, dichtung-digital (www.dichtung-digital.de), ist ein unermüdlicher Rezensent, Fürsprecher und Förderer der sogenannten Netzliteratur (siehe beispielsweise auch das online-Kommunikationsforum auf IASLonline über Netzkommunikation in ihren Folgen gemeinsam mit Georg Jäger) . Erst vor einigen Monaten machte Simanowski mit dem von ihm herausgegebenen Begleitband zu dem von dtv und T-Online veranstalteten Wettbewerb Literatur.digital auf sich aufmerksam, nun legt er nach: soeben ist in der edition suhrkamp unter dem Titel Interfictions seine theoretische Abhandlung über das “Schreiben im Netz” mit erschienen.

Kafkas “stehender Sturmlauf” im Spannungsfeld zur Wunschvorstellung der Transgression

Der Vorschlag, auf welche Weise sich den Erzählungen Kafkas zu nähern sei, lautet hier, den literarischen Text als Kunstwerk anzusehen, das eine “Übersetzung” einer subjektiv empfundenen Wirklichkeit bedeutet. Grundannahme ist, daß textuell verschiedene, konträre Weltbilder versinnbildlichende Räume aufgerufen werden, die über bestimmte topologische, mit semantischen Gegensätzen korrelierende Oppositionen verfügen. Vor diesem Hintergrund wird das räumliche Modell zum organisierenden Element der Erzählung.

Adolf Wölfli als Mediensurfer

Adolf Wölfli (1864 -1930) gilt als einer der bekanntesten „schizophrenen“ Künstler. Sein Werk wurde daher vor allem unter Berücksichtigung seiner psychischen „Krankheit“ untersucht. Aber die aktuellen Diskussionen über moderne Mediennutzungsformen erlauben einen neuen Blick auf diesen Autor. Adolf Wölfli hat Medienangebote auf eine Weise genutzt, die heute allgemein verbreitet zu sein scheint.

Die Mimesis als Verfremdungseffekt

In den letzten Jahren zeigte sich in der amerikanischen Filmindustrie eine Tendenz dazu, mit alten Erfolgen erneut Kasse machen zu wollen. Dabei war vor allem das Remake bestimmend, also einen alten Film erneut zu verfilmen, und diesen dabei dem veränderten Zeitgeist anzupassen. Gus Van Sant nahm für sein Remake des Hitchcock-Klassikers Psycho den Begriff wörtlich und imitierte den Film nahezu eins zu eins bezüglich Kamera, Arbeitsbedingen, Drehbuch, Musik, etc. Durch die veränderten Sehgewohnheiten im Kino, ist damit keinesfalls nur eine Farbversion des Films entstanden, sondern vielmehr sein subtiler Filmessay über das Filmemachen und die veränderte Rezeption von Filmen.