Jahresarchive | 1997-2003

Das originale Publikationsdatum der Beiträge, die vor dem 25.08.2003 erschienen, ist nicht mehr präzise zu eruieren.


Fraktale als Ideengeber für Kreativität

Mit der Chaostheorie und Fraktalen haben sich vollkommen neue Sichtweisen auf das Verständnis unseres Universums ergeben. Es wird möglich, die komplizierten Vorgänge und auch die Schönheit der Natur darzustellen und sogar menschliche Kreativität in vielen Medienbereichen zu simulieren. Fraktale Musik ist ein neues Gebiet der modernen Musik, das diese Eigenschaften mit den musischen Aspekten verbindet. Da einführende Veröffentlichungen (auch im Netz) eher Mangelware sind, soll hier ein verständlicher Überblick über die Grundlagen der Chaostheorie gegeben werden (Punkt 1) und dann anhand konkreter Beispiele eine Verbindung zur Musik gezogen werden (Punkt 2).

Bilder beim Wort genommen: Fotografie als Paratext

Die „Lesbarkeit der Welt“ (Hans Blumenberg) geht über Texte (im engeren Sinne) hinaus, und deshalb wird „Lesbarkeit“ auch bleiben, ob man sie im Zuge erheblicher medialer Veränderungen dann noch so nennen mag oder nicht. Bilder überschneiden sich mit Texten: Man muss sich ein Bild auch „erzählen“ können, um es überhaupt sehen zu können, um es zu behalten, um es zu „verstehen“. Nicht nur die demonstrativ mit Titeln und Kurztexten gestalteten Bilder in einer Ausstellung oder in einem Buch, sondern grundsätzlich alle Bilder verwirklichen sich stets im Bereich ineinander verschleifender Bild- und Text-Wahrnehmungen und Gefühls- und Körper-Wahrnehmungen. Bilder ergeben visuelle „Texte“ und sie ergeben dabei immer auch Sprachtexte und Gefühls“texte“ und Körper“texte“: Es handelt sich also durchaus nicht um (falsche) Metaphern oder (pure) Äquivokationen, wenn etwa der Fotograf STAN DENNISTON im Zugriff auf literarische Konzepte auch anlässlich von Fotografie von „fiktiven persönlichen Geschichten“, von „gemeinsamer Autorschaft“ oder von „vorgeschriebener Lesart“ spricht; wenn DUANE MICHALS bekennt: „I am a short story writer. Most other photographers are reporters“ oder wenn JOHN HILLIARD seine Bilder „Readings“ nennt.T

Schlag nach bei Schanze. Ein Lexikon zur Medientheorie und Medienwissenschaft

Helmut Schanze Bemühungen für eine Medienwissenschaft, wie sie sich, bei weitem nicht zum ersten Mal in dem vorliegenden Lexikon ausdrücken, können heute vielleicht noch gar nicht richtig eingeschätzt werden; vielleicht muss man erst die Rezeptionsgeschichte seiner grundlegenden Bücher abwarten. Bereits im Jahre 2001 hat er ein „Handbuch der Mediengeschichte“ im Kröner-Verlag herausgegeben, und ein Jahr später nun dieses „Schwesterwerk“ (S.VIII), dieses Lexikon im Metzler Verlag. Es war im Grunde genommen nur eine Frage der Zeit, bis der Metzler Verlag seine inzwischen stark ausgebaute Reihe von Lexika zu aktuellen kulturwissenschaftlichen Forschungsfeldern auch um das fällige Lexikon zur Medienwissenschaft erweitern würde.

Ankündigen, Versprechen, Verlangen=Machen: Funktionen von Programmverbindungen im Fernsehen

Die Untersuchung der Fernsehkommunikation nicht aus der Perspektive des Werks zu betreiben, sondern vielmehr aus den pragmatisch-alltäglichen Bedingungen, in denen sie stattfindet: Das ist in der Fernsehtheorie schon mehrfach gefordert worden und wohl auch ein Reflex auf den deutlichsten Unterschied zwischen Film und Fernsehen. Für John Ellis z.B. ist die Zerstreutheit und Distanziertheit des Zuschauers das entscheidende Kriterium, das Kino und Fernsehen voneinander unterscheidet und das dazu geführt hat, daß das Fernsehen andere Formen der Repräsentation und der Adressierung ausgebildet hat als der Film. Der Zuschauer, so Ellis, ist im Fernsehen konzeptualisiert als jemand, der zwar den Apparat angeschaltet hat, ihm aber nur geringe Aufmerksamkeit widmet. Darum muß Segment für Segment das Interesse und die Zuwendung des Zuschauers immer wieder neu aktiviert werden

Es gibt im Weltraum keinen Tee

“Per Anhalter durch die Galaxis” – durch diese letztlich auf sechs Bände angewachsene Science Fiction-Trilogie ist der im Mai 2001 verstorbene Douglas Adams zum Kultautor avanciert. Hierzulande etwas weniger bekannt ist, dass die Geschichte um Arthur Dent und Ford Prefect im britischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk ihren Anfang nahm und schon sehr früh in allen Medien (Radio, Fernsehen, Schallplatte, Computerspiel, der Film ist seit Jahren geplant) vertreten war. Neben dem schwarzen Humor und absonderlichen Gestalten sind Adams’ Werke teilweise auch überraschend weitsichtige Technikvisionen. In Kalifornien, wo sich Adams kurz vor seinem Tod niedergelassen hat, kreisten seine Gedanken zuletzt darum, wie im Internet das demokratische Ideal der griechischen polis wieder aufleben könnte.

Die Peanuts trauern. Nachruf auf Charles M. Schulz, den Schöpfer von Snoopy, Charlie Brown & Co.

Anläßlich des Todes von Charles M. Schulz läßt dieser Essay Charlie Brown und seine Peanuts-Freude noch einmal aus einer philosophischen Perspektive Revue passieren. Charlie Brown erscheint dabei als tragischer Held in der Einsamkeit, der exemplarisch deutlich macht, daß das Leid der Menschen einzig aus dem unerfüllten und erfüllbaren Wunsch resultiert, geliebt zu werden. Und daher werden die Peanuts, das Lebenswerk von Charles M. Schulz, auch als Philosophie eigener Art gewürdigt.

Visionen des Posthum(an)en. Körperbilder in der Vorstellung vom Nachmenschlichen

Die technologisch-medizinischen Entwicklungen sind heute soweit fortgeschritten, dass die Wahrnehmungen aus natürlichen und künstlichen Sinnesorganen ununterscheidbar für den menschlichen Organismus und nicht zuletzt für sein Bewusstsein und seine Identität werden. Cyborg, Cyberpunk und digitaler Körper scheinen in ihrem biologischen Reduktionismus eine Lösung aus dem existentiellen Dilemma der menschlichen Bedingtheit zu bieten, die nach dem Untergang der totalitären und liberalen Ideologien eine neue Vision der menschlichen Ordnung – jenseits der körperlichen Begrenzung – verheißen. Dabei gehen die Befriedigung phantasmatischer Entkörperlichungsbegierden und die Entfaltungsoptionen neuer Subjektivität Hand in Hand.

Medien-Ikonen: Die Herrschaft der Banalität

Der folgende Artikel geht der inzwischen uneingeschränkten Herrschaft des Banalen in den Medien auf den Grund. Einerseits produzieren die Medien unablässig ‘Banalitäten’/ ‘Banales’ in Eigen- und Selbstinszenierungen, andererseits können die Medien nicht vom herrschenden gesellschaftlichen Prinzip abstrahieren, und das sind eben – banale Konfigurationen, mit anderen Worten: die bundesrepublikanische Gesellschaft hat sich erfolgreich als banale selbst organisiert und zeugt sich in immer eindringlicheren Bildern auch so fort.

Aufgaben der Medienanalyse – Grundriß eines Interpretationsmodells (available in English)

Mit der zunehmenden technischen Manifestation kommunikativer Strukturen im Informationszeitalter wird die Überprüfung und ggf. Revidierung konventioneller Interpretationsstrategien in nie gekanntem Maße relevant. Aufgrund der komplizierten Verschachtelung unterschiedlicher Kommunikationskonzepte und -Modelle in technischen Medien entfällt der Universalitätsanspruch einzelner Theorien zugunsten einer locker organisierten methodischen Kooperative, die es vermag, sich je nach Untersuchungsbereich entsprechend zu gruppieren.